Ziúr gehört zu jener Generation von Produzent:innen, die Berliner Clubmusik von den Rändern her neu definieren und aus etablierten Techno-Schemata befreien. Diese freigeistige Herangehensweise führt auf Home zu einer Musik, die mit dem Label Clubmusik kaum mehr zu greifen ist. Vielmehr entstehen Stücke, die sich zwischen Electroacoustic Ambient, Experimental Electronica und Art-Pop verorten lassen – ein düster grundiertes Album, das wie ein introspektiver Soundtrack wirkt, oft somnambul, nie affirmativ.
Ziúr reduziert ihre Tracks so stark, dass sie manchmal zu zerfallen drohen – und doch entfalten sie einen nervösen, oft hypnotischen Sog, wie etwa im mäandernden »No Place Like«. Der Titel Home deutet bereits an, dass es hier um vielschichtige Konzepte von Zugehörigkeit geht – Heimat, Herkunft, Pflege, Rückzugsort. Ziúr nutzt ihr Album zur Reflexion ihrer eigenen Beziehung zur deutschen Identität, ohne je in Symbolhaftigkeit oder Sentimentalität zu verfallen.
Erstmals singt sie in »Im Bann Der Wehenden Fahnen« auf Deutsch – »betrunkener Stolz, der Seele entrissen« –, ein Satz, der ebenso klar wie unprätentiös eine gesellschaftskritische Haltung artikuliert. Die musikalische Umsetzung bleibt dabei minimalistisch: schleppende Piano-Loops, scheppernde Electronics, zurückhaltende Dramaturgie. Home ist eine radikal subjektive, zugleich musikalisch vielschichtige Suche nach einem Ort, der vielleicht nicht existiert – oder gerade im Prozess des Suchens entsteht.

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