Review

Marsen Jules

Shadows In Time

Oktaf • 2016

Ohne Brian Eno kein Ambient. Und zu Brian Eno gehört eben auch die »generative Musik«, deren Elemente sich von selbst – mit ein wenig technischer Hilfe – weiterentwickeln und so den Kompositionsprozess zum Teil selbst übernehmen. Marsen Jules hat sich dieser Tradition wiederholt angeschlossen, »Shadows in Time«, sein jüngstes Album, verwendet dieses Verfahren ebenso wie etwa »The Endless Change of Colour« aus dem Jahr 2013. Für »The Endless Change of Colour« hatte Marsen Jules eine kurze Phrase von einer Jazzplatte als Material genommen und in ihre Einzelteile zerlegt. Neben der regulären Albumversion gab es noch eine limitierte 24-Stunden-Ausgabe auf USB-Stick. »Shadows in Time« gewinnt sein Material diesmal ganz aus sich selbst heraus, um es in immer neuen Facetten schimmern zu lassen, wie Lichter, die langsam auf- und abblenden. Auch hier gibt es neben der CD-Fassung diverse Alternativen: einen USB-Stick mit mehr als 300 verschiedenen Versionen – oder jede einzelne dieser Fassungen, auf jeweils eine einzige Schallplatte als Unikat gepresst. Ein schönes Konzept, diese individuell abweichende Musik. Unabhängig davon, welche Fassung man wählt, kann das Album in seiner spartanischen Schönheit allemal für sich bestehen, einfach weil Marsen Jules bei der Wahl der Grundbausteine erneut das richtige Gespür für mutationsfähige Klänge bewiesen hat. Und das ist ja der spielentscheidende Teil der Arbeit.

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