Review

Holly Macve

Golden Eagle

Bella Union • 2017

Holly Macve hatte schon früh in ihrer Kindheit ein Faible für alte Folk- und Country-Songs. Nun präsentiert die 21-jährige Irin ihr Debütalbum »Golden Eagle«, das viel eher nach den Weiten der Prärie und eben dem Wilden Westen als nach der irischen Küste klingt. Ihre ergreifende Stimme zusammen mit der spärlichen Instrumentierung schafft ein heimeliges, intimes Ambiente – auch wenn sie mit dem ständigen Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme manchmal vermeintlich fast jodelt. Macve möchte unbedingt eine gute Geschichtenerzählerin sein und das gelingt ihr auch, indem sie persönliche Schicksalsschläge wie den Tod des Vaters in poetische Metaphern und Natur-Allegorien verwandeln und sie so universell machen. So heißt es im Titelstück: »Fly away, Golden Eagle, before you feel the pain / There’s a sky waiting for you, so let your feet escape the chain«. Das klingt reif, ja fast weise, ganz ohne dabei altklug, altbacken oder unauthentisch zu erscheinen. Das gelingt Holly Macve einfach dadurch, dass man in jedem Moment spürt, wie ihr das Leben trotz ihrer Jugend schon zugesetzt hat. Dementsprechend dunkel und wie sie selbst sagt »fatalistisch« sind die zehn Songs größtenteils geworden. Am Ende bleibt man etwas überwältigt zurück – sowohl von Macves atemberaubender Stimme als auch von den übergroßen Geschichten, die die Songwriting-Tradition des Country mit schlafwandlerischer Sicherheit fortschreibt.