Review Hip-Hop

S.H. Fernando Jr.

MF DOOM: Chroniken Einer Hip-Hop-Ikone

Halvmall • 2025

Der Rapper mit der Plauze und dem lichten Haar? Nein, der Rapper mit der Maske! MF DOOM war ein Meister der Verhüllung. Sein ikonisches Gimmick, die Maske, setzte der 2020 verstorbene MC ebenso gezielt ein wie ein WWF-Wrestler der Achtziger – mit der Konsequenz, dass kaum etwas über Daniel Dumile, den Menschen hinter der Maske, bekannt ist. Wie es sich für einen selbsterklärten Supervillain gehört, agierte MF DOOM im Verborgenen.

Privatsphäre war ihm heilig, Tweets und MTV Cribs lagen ihm fern. Stattdessen schuf er sich eine eigene Mythologie in nerdiger Cut-up-Manie zwischen Superschurke, B-Movie-Monster und Ghetto Superstar. Und avancierte rasch zum Liebling der Indie-Rapszene – mit einem Fankreis, zu dem auch Thom Yorke oder Jonah Hill zählten.

Ein neues Buch bringt nun Licht ins Dunkel des DOOM’schen Mythos: MF DOOM – Chroniken einer Hip-Hop-Ikone von S. H. Fernando Jr., dessen deutschsprachige Ausgabe jüngst bei Halvmall erschienen ist. Die Übersetzung übernahm Julian Brimmers, in der deutschen Rap-Szene bekannt als einer der Köpfe hinter der RAG-Dokumentation »We almost lost Bochum«.

MF DOOM – Chroniken einer Hip-Hop-Ikone ist eine Biografie in Bruchstücken. In fünf thematische Kapitel gegliedert, erzählt sie die Geschichte des maskierten Schurkenrappers als schillerndes Kaleidoskop aus genutzten Gelegenheiten und Selbstermächtigung, Leid und Laster, Not und Nerdtum, Hustle und Flow. Vom Geburtsort London über die Kindheit in Long Beach, New York, über seine frühe Karriere mit KMD bis zu seinem maskierten Comeback Ende der Neunziger führt sie bis nach Großbritannien, in sein unfreiwilliges Exil, wo er 2020 schließlich verstarb.

Ikonografie des Unsichtbaren

Fernando Jr. sprach mit Freund:innen, Kollaborateur:innen und Familienmitgliedern Dumiles und trug alles zusammen, was sich über ihn finden ließ. Die Einordnung und Kontextualisierung der einzelnen Fragmente bleibt gezwungenermaßen vage – ganz im Sinne DOOMs. Dennoch gelingt es ihm, ein kohärentes Bild des Künstlers und Menschen Daniel Dumile zu zeichnen. Trotz stellenweise überschwänglichen Tons wird die Person hinter der Maske als detailverliebter Beatbastler, begnadeter Reimer und gewiefter Geschäftsmann ebenso greifbar wie als Drifter und Getriebener – und nicht zuletzt als Süchtiger, was sich nicht nur an seinem Konsumverhalten zeigt, sondern auch an zweifelhaften Handlungen gegenüber Menschen, die es gut mit ihm meinten. Oder, wie Jason DeMarco von Adult Swim über den Supervillain sagt, der ihn einst um 45.000 Dollar brachte: »Er war ein netter Kerl. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Er war halt der Supervillain.«

Ein besonderes Schmankerl bietet die deutschsprachige Ausgabe mit den auf dem Vorsatzpapier platzierten Infografiken zu MF DOOM – gestaltet von Thorsten Breyer, dem Kopf des Verlags. Sie enthalten nahezu alle Informationen der ebenfalls bei Halvmall erhältlichen Posterversion und fassen das Werk des maskierten Supervillains übersichtlich zusammen.

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