Redekunst hat Konjunktur – besonders in der Musik. Von Hanne Lippard bis Voice Actor: Gesprochene Sprache fasziniert weit über die Nische hinaus. In den USA hat die Vocal Art eine lange Tradition. Von Allen Ginsbergs Tonaufnahmen der 1950er über das visionäre »Giorno Poetry Systems«-Label von John Giorno bis zu dessen zeitgenössischer Fortführung durch Anne Waldmans Fast Speaking Music. Einer, der diese Linie kontinuierlich fortschreibt, ist John M. Bennett, der seit 1979 auf seinem Label Luna Bisonte Prods experimentelle Poesie veröffentlicht.
Nun erscheint auf Editions Basilic, dem Label seines Sohnes John Also Bennett, erstmals das 1994 auf Kassette veröffentlichte Blanksmanship auf Vinyl – samt Reprint des originalen 22-seitigen Gedichthefts. Minimalistische Flöten- und Glockenklänge, teils auf der japanischen Shakuhachi gespielt, umrahmen die Stimme des Vaters, die in sich variiert, kippt, fließt, explodiert. John M. Bennett ist kein Rezitator, sondern ein Klangarbeiter mit Sprache: Rhythmus, Betonung und Lautmalerei schaffen eine Dynamik, die mitzieht – selbst wenn man dem Inhalt nicht folgt. Wie bei den besten »Giorno Poetry Systems«-Veröffentlichungen entsteht ein auditives Erlebnis, das Text zur performativen Totalpoesie formt. Blanksmanship ist keine historische Randnotiz, sondern ein Trip in ein Amerika, das die absolute Freiheit in der Kunst der Sprache sucht – psychedelisch, assoziativ, stimulierend. Ganz ohne LSD.

Blanksmanship