Eiko Ishibashi und Jim O‘Rourke führen mit Pareidolia einen akustischen Taschenspielertrick vor. Der Albumtitel verweist auf die kognitive Täuschung, bei der wir vermeintliche Gesichter oder Tiere in Mustern erkennen – in Baumrinden, Wolken, Hausfassaden. Übertragen auf Musik heißt das: Wir hören Leben, wo nur Schimmer, Rauschen und Nachhall ist. Genau diese akustische Irritation nutzen Ishibashi & O’Rourke für ihre zwischen Improvisation und Sound-Design changierende Zusammenarbeit.
Pareidolia ist das Ergebnis einer zweiwöchigen Europa-Tour im April 2023. Die Konzertmitschnitte wurden im Nachhinein bearbeitet, editiert und zu einer vierteiligen Studio-Collage verarbeitet. Die Aufnahmen täuschen narrative Kohärenz an – doch tatsächlich speisen sich die Kompositionen aus langsamer Bewegung, Mikroveränderungen, Layering und Klangverzerrung. Mal schweben granulierte Drones, mal kippt das Setting in leicht abrasive Texturen. Geräuschhafte Elemente wie Vogelgezwitscher, knarzende Türen oder Windspielklänge tauchen auf, ohne je zur Klangkulisse zu gerinnen.
Wer auf Grundlage von Ishibashis implodierter Popmusik ein ähnlich zugängliches Werk erwartet, könnte enttäuscht sein. Doch Pareidolia will genau das: herausfordern. Die beiden Musiker*innen verweisen auf die aktive Rolle der Hörenden – auf die kreative Leistung, die nötig ist, um Sinn zu erzeugen. Oder ihn gerade nicht zu erzwingen.

Pareidolia