Der Name ist Programm. »Synkretismus« bezeichnet laut Duden »die Vermischung verschiedener Religionen, philosophischer Lehren etc.« – ein Begriff, der im übertragenen Sinn auch auf die Debüt-LP von Bhairavi Raman und Nanthesh Sivarajah zutrifft. Bei Syncretic handelt es sich um ein instrumentales Ineinandergreifen heterogener Ideen, um etwas Neues zu schaffen. Bhairavi Raman ist eine sowohl in westlicher als auch in karnatischer (also südindischer) Tradition geschulte Violinistin. Nanthesh Sivarajah spielt die Mridangam, eine der Tabla ähnliche Doppelkonustrommel. Beide sind Tamil:innen – eine ethnische Gruppe im südostasiatischen Raum mit einer vergleichbaren Bevölkerungszahl wie Deutschland. Hier existiert eine eigene musikalische Tradition, historisch unabhängig von der karnatischen. Und an all diesen Bezugsrahmen arbeiten sich die beiden Diaspora-Musiker:innen ab.
Syncretic ist ein stilistisches Potpourri, das seine Stärke aus Vielfalt zieht. Und das nicht nur historisch: Raman und Sivarajah spielen etwa das überlieferte Stück »Thunbam Nergayil« mit besonderer Sanftheit, während »Guardian« als moderne, getriebene Eigenkomposition mit stampfendem Puls überzeugt. Syncretic erinnert in gewisser Weise an die Arbeiten international agierender Jazz-Musiker:innen wie Jaubi oder Arooj Aftab, ohne ihnen zu ähneln. Indem sie divergente Traditionen ineinanderfügen, berühren Raman und Sivarajah etwas zutiefst Menschliches.

Syncretic