Review

Clara Moto

Blue Distance

Infiné • 2013

Clara Moto hätte es sich mit dem Einstieg etwas einfacher machen können. »How We Live In Each Other« und »My Double Edged Sword« sind mit Abstand die schwächsten Startstrategien für eine Pole Position. Ersteres verliert seine ambiente Tiefe durch einen der beliebigsten – wenn nicht auch billigsten – Electro-Beats seit langem. Und letzteres ist eher ein Butterbrotmesser für 3-jährige. Über die folgenden Stücke ihres zweiten Albums »Blue Distance« entwickelt sie das musikalische Pendel zwischen Club und Einsamkeit des Künstlers auf Reisen – Geradlinigkeit und Euphorie auf der einen und zerbrochene, melancholische Gedankenflüge auf der anderen Seite. Das ist im mindesten ambitioniert und in einigen Momenten auch von Tiefe und Schönheit durchzogen. Die in Graz geborene Wahlberlinerin schafft es aber trotz dieser Variationsvielfalt auf einem Album – was in der elektronischen Musik ja schon was heißt – keine eigene Stimme zu entwickeln. Trotz der Ausflüge in Ambient Techno, House und Downbeat bleibt »Blue Distance« klanglich und strukturell generische Musik, zusammengeklaubt aus Referenzen und blankpoliert wie Urlaubsfotos in einem TUI Katalog. Die Künstlerin dahinter sucht man vergebens.