»Three« von Four Tet ist eine einzige Meditation. Nicht, dass Kieran Hebden ein Ambient-Album vorgelegt hätte: Die meisten der acht Tracks haben ein ausgeprägtes Beatgerüst. Doch fast jedes Stück wird durch sphärische Passagen ergänzt. Es ist ein für eine Platte dieses Formats ungewöhnliches Spiel von Kraft und Ruhe. Keine 25 Sekunden braucht der erste Track »Loved«, um die Hörerinnen und Hörer in ein tonales Kaleidoskop schönster Melancholie zu entführen. Das ist Tanzmusik, komponiert für Spaziergänge in der blauen Stunde der ersten warmen Tage des Jahres. Four Tets Markenzeichen waren schon immer die Glocken, das Windspiel, das Geklimper, das sich steigert, verschachtelt, berauscht. Mit »Stormy Crystals« bleibt er diesem Muster treu und lässt sich gleichzeitig etwa von Boards of Canada inspirieren. Im Prinzip erinnert »Three« an alles Gute, was die britischen Neunziger in Sachen Produktion und Genre-Konstruktion zu bieten hatten. Das Album ist im Kern ein kantiges, nicht weichgespültes Electronica-Trip-Hop-Album, das durch einen modernen, harmoniebedürftigen House-Appeal ergänzt wird. Höhepunkt des Albums ist “Bloom”. Der rastlose Beat des Tracks muss Ricardo Villalobos analogen Synthesizer-Monstern entsprungen sein, die kratzende Melodie lässt aufhorchen: Das ist Stimming? Diese Melange, so unaufgeregt, so rund und gut, schafft etwas Wunderbares: Als wäre sie nie weg gewesen, bringt sie das Minimale, Reduzierte, Qualitative zurück in den Mainstream der elektronischen Tanzmusik.
Three