Die Durchschnittstemperatur auf dem zweiten Loraine James-Album, das sie unter dem Namen Whatever The Weather veröffentlicht, beträgt zarte 12,58°. Also noch einmal fast drei Grad weniger als auf dem Debüt. Klingt die Musik denn jetzt auch kühler? Und wieso kann man so etwas Sinnloses ausrechnen? Bevor wir zu Ersterem kommen: Die britische Produzentin Loraine James benennt konsequent jeden Track ihres Side-Projects nach einer anderen Temperatur. Von 0 bis 36° war bislang alles dabei. Mit ihrer zarten Version von Electronica und den reduzierten IDM-Sounds stellt sie damit auf den Kopf, was wir in der Musik für »heiß« und »kalt« halten.
Denn ob wir hier den Gefrierpunkt hören oder laut Thermometer langsam den obersten Knopf des im Frühlingswind flatternden Hemdes öffnen müssten – sie unterscheidet nicht. Und groß bewegen sollen wir uns hier ohnehin nicht. Flirrende, knackig kalte Klänge und von Störgeräuschen, Akustikgitarren und kristallklaren Soundwänden umgebene Tracks, die mehr von Jan Jelinek haben als zuvor. Auf Beats verzichtet sie dabei größtenteils und schafft einen faszinierenden, kaum zu durchdringenden Soundnebel. Stattdessen pulsieren die Songs sachte und sehen ihren eigenen Atem, während geloopte, kleine Melodien und Loraine James’ stark verfremdete Stimme den Sommer für komplett abgesagt erklären.