Gerard – Live am 25.2. im E-Werk in Erlangen

27.02.2014
Foto:Björn Bischoff / © hhv.de mag
Der österreichische Rapper Gerard war lange live unterwegs. Sein letzter Tourstopp führte ihn am Dienstag nach Erlangen. Dort konnte man einen überzeugenden Künstler erleben. Und die Dunkelheit hat auf einmal einen deutlichen Blaustich.

Blaues Licht zum Anfang, natürlich. Es muss ja passen, das Erlebnis Konzert zu Gerards »Blausicht« Der österreichische Rapper Gerard auf Tour, letzter Stopp in Deutschland im E-Werk. »Sind da viele 16-jährige Mädchen drin?« Fragen beim Plausch an der Abendkasse. Nur, was macht das? Im Publikum versammeln sich in der Tat erstaunlich viele Leute, die ihren 20. Geburtstag wohl noch vor sich haben. Ändert allerdings wenig daran, dass Gerard ein überzeugender Künstler ist. Für seinen Sound tritt er mit kompletter Band auf, Gitarre, Schlagzeug und Elektronik. In »Nichts« ziehen sich Melodie und Rhythmus so mehr und mehr zusammen, verschmelzen dichter als auf Platte. Und dann setzen noch mehr Takte ein, mehr Wörter, mehr Sound. Alte Songs wie »Bereit oder nicht« nimmt Gerard trotzdem ins Set mit auf und passt sie an. Es ist das einzige Mal an dem Abend, wo er noch den Hip Hop-Gestus bemüht und die Arme in der Luft sehen will. Von den Konventionen des Genres selbst hat Gerard sich längst verabschiedet. Dieser Sound atmet mehr. Das Publikum geht da mit, auch wenn es vielleicht gerade einmal 150 Leute sind. »Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege«, heißt es in »Atme die Stadt«. Beats und Rhythmus als Gerüst; Rap, Indie, Electronica und ein bisschen Dub. Passt perfekt zu den Texten.

Allerdings versacken ein paar Songs in den Worten, bringen bedeutungsschwangere Sätze, lassen sie im künstlichen Licht in der Luft stehen – das war aber auf Gerards letztem Album »Blausicht« nicht anders. Zeilen, passend für einen Tweet, für eine Statusmeldung und ein paar Likes, die ein bisschen schlauer klingen, als sie eigentlich sind. Wirklich herausragend wird es, als er »Irgendwas mit Rot« mitnimmt. Der Beat, die Hook, das ganze Ding wächst auf der Bühne noch einmal ein ganzes Stück. Wer so etwas verpasst, weil er Angst hat, seine kleine Schwester könnte das auch cool finden, ist ein ziemlicher Idiot. Wäre das ganze Set nur voll mit Songs dieser Größe! Es wird konkret, deutlich, Gerard zeichnet mit ein paar Worten ein ziemlich deutliches Bild. So perfekt. Mehr als nur ein Gefühl, mehr als nur Atmosphäre. Gerard schafft das aber noch einmal, einen richtig großen Moment. »Lissabon« als Zugabe, auf jedem Gesicht im Publikum ein Lächeln. Toller Augenblick. Einmal blinzeln. Vorbei. Raus aus dem Club. Rein in die Nacht. Ein paar von Gerards Zeilen drehen sich weiter im Kopf, entfalten sich. Er hat oft doch Recht. Und auf ein, zwei Stücken entsteht noch ein Bild. Und die Dunkelheit hat auf einmal einen deutlichen Blaustich.