Frank Ocean – Die News, die keine sein sollte

04.07.12
Frank Ocean hat in einem offenen Brief klar seine homosexuellen Neigungen bekundet. Das soll eine News haben wir uns gefragt? Leider ja, wie erst neulich eine Abstimmung im Bundestag gezeigt hat…

Frank Ocean ist schwul, oder bisexuell. Ist das erwähnenswert? Man muss sagen: Leider ja.
Doch von vorne: Nach den ersten Listeningsessions zu Frank Oceans neuem Album hatten einige Blogs und Magazine angefangen, das Textmaterial auf Hinweise nach Oceans Sexualität zu untersuchen. Freie Interpretationen waren das, an denen sich mit dem Complex auch eines der größten amerikanischen Hip-Hop-Magazine beteiligte.

»First of all, this is completely speculative at this point, and Frank Ocean hasn’t said anything on the matter.«, leitet der Schreiber seinen Artikel ein. Die Frage nach dem Zweck über die Sexualität eines Sängers zu spekulieren lässt sich nicht beantworten. Es ist ein Armutszeugnis für die Redaktion. Dass große Teile der Gesellschaft nach Promi-Klatsch dursten ist nichts Neues, dass dieses Bedürfnis allerdings von Magazinen wie dem Complex befriedigt wird – das ist arm.

Nun hat Frank Ocean die Größe gezeigt und diesen Spekulationen ein Ende gesetzt. Obwohl es niemanden etwas angeht, hat er in einem offenen Brief Einblicke in seine Sexualität gegeben. Es ist traurig, dass sein Bekenntnis zu homosexuellen Neigungen noch einen derart großen Stellenwert einnehmen muss. Doch Frank Ocean ist ein afroamerikanischer Bürger der U.S.A und tief verwurzelt in der Hip Hop-Kultur; ein Umfeld also, dessen Umgang mit Homosexualität immer noch sehr rückständig ist. Eine Abstimmung im Bundestag hat darüber hinaus erst neulich bewiesen, wie schlecht es auch hierzulande noch um sexuelle Toleranz steht.

Die politischen Apparate sind noch weit davon entfernt, ein Umdenken in der Gesellschaft einzuläuten. Frank Oceans Coming-out hingegen könnte sehr abrupt dazu führen, dass einige ihr Gedankengut überdenken werden; so viele sind direkt konfrontiert: Fans, Labels, Kollaborateure, Eventmanager und viele mehr.

Frank Oceans Bekenntnis ist ein echter Schritt für eine tolerantere Hip-Hop-Kultur. Da dieser Bereich einen solch großen Teil der gesamten Jugendkultur einnimmt, kann man hoffen, dass viele Jugendliche erstens erreicht werden, und zweitens das Richtige damit anzufangen wissen. Dann braucht irgendwann niemand mehr eine solche »News« zu schreiben.