Review

Hieroglyphic Being & The Truth Theory Trio

Journey Through The Outer Darkness From The Inner Light

Hivern Discs • 2018

Endlich ein neues Album von Flying Lotus! Der Mann hat’s halt immer noch drau… moment mal, Hieroglyphic Being bringt schon wieder was Neues raus? Der umtriebige Produzent, Promoter und Genrebummler aus Chicago veröffentlichte allein in diesem Jahr mit den »Red Notes«, seiner »Replicant Dream Sequence« für die Moog Recordings Library sowie der »The Language Of Strings«-Serie insgesamt bereits sieben Alben. Nun also der achte Streich – und was für einer. Am 9. April 2016 hat Jamal Moss in Madrid auf dem Festival Electrónica en Abril ein Liveset zum Besten gegeben, das hinterher von einer guten Seele bei Youtube hochgeladen wurde und die Menschen von Hivern Discs prompt in Verzückung versetzte. Nun schafften es acht Nummern aus dem Set unter seinem Alias Hieroglyphic Being & The Truth Theory Trio auf Vinyl. Fieberhafter Deep House hier, kosmischer Detroit Techno dort – und immer wieder frische, unverbrauchte Modulation. Die acht »AUMs« sprudeln vor instrumenteller Vitalität, klingen psychedelisch und stellenweise sogar irgendwie funky. Trotzdem heißen alle Tracks gleich und sind lediglich durchnummeriert. »AUM #1« etwa zupft einen kühl adstringierten Bass unter lila Melodietupfern und organischen Schlagzeugbeats, die sich im darauffolgenden »AUM 2« fast nahtlos fortsetzen, hier aber noch dynamischer zum Einsatz kommen. Bei »AUM #4« erinnern Pianolinien, funkelnde Synths und rhythmische Varianz sehr an den eingangs erwähnten Steven Ellison aka Flying Lotus. Warum Moss mit ihm bisher noch nichts aufgenommen hat, bleibt ein Rätsel, haben die beiden doch ungefähr zur gleichen Zeit ihre Stilfindung begonnen und sind sich seither mehrfach über den Weg gelaufen. Lauscht man »Journey Through The Outer Darkness From The Inner Light« bis zum letzten Track, entsteht fast der Eindruck hier läge diese Kollaboration bereits vor. Doch Hieroglyphic Being deichselt die Verquickung luzider Instrumentalsamples mit hochgejazzten Acid-Vibes auch ganz gut alleine. Live sind seine chamäleonartigen Texturveränderungen deshalb mindestens ebenso faszinierend.