Review

Process Blue

Process Blue

Dark Entries • 2018

Der »Trio«-»Da Da Da«-Casio-Beat und Kraftwerks retrofuturistische »Nummern«-Stimme eröffnen das Aufnahmen aus den Jahren 1981 und 1982 enthaltende Album des amerikanischen Duos [Process Blue](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5819/process-blue.) Chel White und Dan Gediman scheinen große Bewunderer deutscher Elektronik jener Zeit gewesen zu sein. Aber schon der zweite Track zeigt die Eigenständigkeit des Duos aus Dayton, Ohio. Der Electro-Beat erinnert an Human League und wird um schleifende und kreischende Bohrmaschinen- und andere Industrial-Sounds addiert. Die verwendeten bedrohlich wirkenden Vokal-Schnipsel klingen nach äußerst schlechten Telefon-Verbindungen und werden auch dadurch, dass sie rückwärts abgespielt werden keineswegs freundlicher. Dazu passt ganz hervorragend ein funky Basslauf und scheppernde Metallperkussion und auch der gesangliche Einfluss von Gary Numan fügt sich bestens in die Musik ein. Process Blue mischen äußerst geschmackvoll elektronische und akustische Instrumente mit den Sounds von nicht als Musikinstrumenten gedachten Klangerzeugern und Tape-Manipulationen zu zwölf auch im Jahre 2018 noch angenehm unfreundlich klingenden aber immer tanzbaren Hörstücken. Sieben der Tracks erschienen damals auf einer im Eigenvertrieb veröffentlichten Kassette, nur ein einziger Song schaffte es auf eine französische Compilation. Nicht nur deshalb ist »Process Blue« eine recht lohnenswerte Ausgrabung.