Review

Low Leaf

Baker’s Dozen Vol.12

Fat Beats • 2019

Unter den exzentrischen Harfenistinnen Kaliforniens (Alice Coltrane ist ja leider nicht mehr unter uns) könnte man Angelica Lopez alias Low Leaf als die im Vergleich zu Joanna Newsom eindeutig coolere bezeichnen. Die Multiinstrumentalistin spielt zudem Gitarre und Klavier und produziert höchstselbst. Introspektiver Indie-Minnesang ist denn auch weniger ihr Ding als instrumentaler Hip-Hop mit einer deutlichen Vorliebe für das Abstrakte, Jazz in seinen unorthodoxen Erscheinungsformen mit eingeschlossen. Stilistische Familienverwandtschaft zu ihrem L.A.-Produzentenkollegen Flying Lotus ist durchaus vorhanden, wobei Low Leaf die in ihren Verlautbarungen eine große Naturverbundenheit erkennen lässt – ein Track heißt »Black Earthsong« –, nicht so sehr zum kosmischen Größenwahn neigt, sondern eher die stilleren, gern komplexen Verschachtelungen von Beat und Sounds pflegt. Und die Spiritualität, die sie in ihrer Musik ebenfalls am Werk sieht, verträgt sich bestens mit teils echt witzigen Spielereien, wenn sie die Ideen gar nicht mal organisch als vielmehr wie assoziative Gedankenketten sich fortspinnen lässt. New Age-Musik, die alles andere als esoterisch klingt. Tanzen geht manchmal sogar auch.