Review

Cold Front

Beyond The Beat

Knekelhuis • 2019

Dass Minneapolis mehr zu bieten hat als die Coen-Brothers, Football (abgesehen von Kickern) und Prince, hat das Label Numero Group vor fünf Jahren mit der grandiosen Compilation »Purple Snow, Forecasting The Minneapolis Sound« gerade rücken können. Seitdem war es aber wieder leise um die Errungenschaften der verdammt kalten Stadt im Norden der USA geworden. Nun folgt der nächste Versuch, diesmal bei Knekelhuis dem musikalischen Erbe der Stadt ein Denkmal zu setzen. Und diesmal sieht es gar nicht so schlecht aus. Cold Front hieß eine Kombo, bestehend aus den Eheleuten Ayanna und Cam Muata, Jon Jon Scott und Ron Clark, die ihrer Zeit drei Jahrzehnte voraus war. Neben kleineren Support-Gigs mit Nine Inch Nails weiß die Geschichtsschreibung bisher wenig über sie zu berichten. Dies wird sich mit der Neuauflage ihrer einzigen Platte »Beyond The Beat« ändern. Denn, und das ist überraschend, vermochten Cold Front 1990 eine ganz eigene Variante des Chicago-House-Sounds zu entwickeln, der von Ron Hardy genauso viel weiß, wie von den Italo-Disco-Nummern von Klein & MBO. Der lebensfrohen Neuinterpretation von Disco-Klassikern durch die Hot Mix 5 mischten die vier Minneapolitaner genügend roughe Kälte bei, um als kalter Industrial-Wave durchzugehen. Drum-Machines, House-Vocals, Sprechgesang: Alles dabei, was zum gleichen Zeitpunkt in Europa (vor allen Dingen in England) die Charts stürmte. Gerade, neben dem gleich dreifach-ausgeführten Titeltrack, die B1 »Stars and Stripes« führt dies in Perfektion vor. Außerdem beschenkt uns die Platte auf B2 mit dem »Minus 22 Degrees Fahrenheit (Ambient East)« eine flirrende, progressive Nummer, die wie die Faust auf’s Auge zum diesjährigen Herbst-Katalog passen wird. Man sollte dementsprechend nochmal gemeinsam in Minnesota diggen; da wartet noch der ein oder andere Klassiker auf uns