Review

Darkstar

Civic Jams

Warp • 2020

Bei Darkstar steht das R in R’n’B für Regen und das B für Bedauern. Schon mit ihrem Debüt »North« vor einem Jahrzehnt setzten James Young und Aiden Whalley einen dunkelbunten Kontrapunkt zur verwaschenen Pastellästhetik des Hypnagogic Pop dieser Tage und sortierten sich eher in das ein, was Mark Fisher und andere als »Hauntology« beschrieben. Seitdem hat sich das Duo mit Utopien und ihrem Gegenteil, also Nordengland, auseinandergesetzt und nach ihrer Trennung von Sänger James Buttery eine Pause eingelegt. Was seitdem passierte, das weiß der Wikipedia-Eintrag zum Begriff »Brexit« nur halb zu erklären und »Civic Jams« gibt ebenfalls keine Antworten zur Geschichte und Zukunft einer ganzen Gesellschaft. Immerhin jedoch über den Gefühlszustand zweier ihrer Mitglieder. Und der ist, gelinge gesagt, ambivalent. Ein Track wie »Tuesday« bietet auf einem bouncenden Backbeat Serotoninmangel-Sounds, »Text« will aus noch ganz anderen Gründen ins Bett zurück und »30« weint live bei Instagram der Followerschaft etwas vor. Über der Musik von »Civic Jams« hängt ein düsterer, dicker Schleier der Entmutigung, darunter allerdings schieben sich manchmal an Garage und 2-Step gemahnende Beats, die wieder hoffnungsvoll in Richtung Kommendem blicken wollen. Ironisch ist das wohl, weil Darkstar schon am Anfang ihrer Karriere im Nachklapp einer internationalen Wirtschaftskrise den genau richtigen Ton trafen und nun im Kontext des Gesamtgeschehens mit ihrem eingestreuten Zwangsoptimismus plötzlich reichlich unbeholfen wirken. Was sie allerdings rettet, das ist allumfassende Melancholie ihrer Musik. Regen, Bedauern, Darkstar: So klingt er, der Horizont des Jahres 2020.