Review

Sidi Touré

Sahel Folk

Thrill Jockey • 2011

Dieses Album ist selbst für das eklektizistische Programm von Thrill Jockey etwas Besonderes. Sidi Touré ist ein Gitarrist und Sänger aus Mali. Aufgewachsen mit Wenigem, umgeben von Wüste, hat er sich als Kind aus einer hölzernen Schreibtafel eine Gitarre gebastelt und angefangen Lieder zu schreiben. Bei seiner Familie allerdings, direkte Abkömmling der königlichen Askia-Dynastie, fand er wenig Verständnis für seine Musik: man singe eben über die Tourés, nicht die Tourés singen. Wie auch bei Salif Keita, dem anderen großen malischen Sänger, bestimmt der Konflikt zwischen den Erwartungen der Familie und der unbedingten Kraft der Musik als Ausdrucksmittel hier die Lieder. Songhaï Blues wird die Musik von Touré in Bezug auf seine Herkunft und die Auseinandersetzung damit auch genannt. Auch der Titel des neuen, überhaupt erst zweiten Albums des 51-jährigen, Sahel Folk, dient nur einer ersten Orientierung. Am Ende ist das Werk viel mehr. Die Musik transportiert einen Eindruck über das Leben in Westafrika, über das Dasein, die Liebe und die Politik, über Dankbarkeit, Freude und Schmerz. Ursprünglich sollten die Aufnahmen von Sidi Touré und seinen Freunden mit Straßenaufnahmen und Interviews überblendet werden, um den dokumentarischen Charakter noch herauszustellen. Darauf wurde letztlich verzichtet, denn in den simplen Liedern von Touré ist die Welt bereits vorhanden.