Review

Forsch und Facette

Forsch und Facette

Melting Pot Music • 2011

Fleur Earth verabschiedet sich für 2011 für den Moment von Hausproduzent Twit One und wagt neue Experimente. Forsch und Facette, das Kollaborationsalbum mit dem Kölner Produzenten Quo Vadis (ehemals Slomo) macht den Anfang, weiterhin ist ein Gemeinschaftsalbum mit Suff Daddy in der Mache. Glaubte man, die fragilen, collagenhaften Beats von Twit One und Fleurs abstrakte, abgehakte Lyrik hätten sich kongenial ergänzt, so bleibt festzustellen: Ja, mag sein, aber es geht noch besser. Quo Vadis’ Produktionen sind härter, sind zwingender und entfesseln der Stimme Fleurs sinnbildlich tatsächlich eine neue Facette. Die groben Drumbreaks fordern die Kölner Sängerin und erfordern von ihr ein forscheres Auftreten. Das tut ihr gut und ermöglicht nebenbei den geneigten Hörern einen besseren Zugang zu ihren bekannt kryptischen Zeilen. Auch die zumeist im Hintergrund ihre Netze spinnenden düsteren Samples verleihen ihrer Auseinandersetzung mit dem Konflikt von Kapitalismus und Selbstbestimmung (Gerade Aus) oder Macho-Attitüden und Emanzipation (Penis) mehr Nachdruck und – der Facette sei Dank – bleibt genug Raum für ihre verwickelten Selbstreflektionen (höre: Regeln, Gerade aus, Überwindung) und Beziehungshymnen (wie in: Schneewiesen, Eifersuchtskrampf, Warum).