Review

Lana Del Rey

Chemtrails Over The Country Club

Urban • 2021

In inszenierte Werteskepsis zu verfallen und sich dann durch den daraus resultierenden Erfolg in der consumer culture bestätigt zu sehen ist ein philosophisches und popkulturelles Klischee. Lana del Rey bediente es bisher so meisterhaft, dass man sich wundert, warum sie sich öffentlich immer mehr zu brisanten Themen wie Feminismus oder Donald Trump äußert und Fettnäpfchen-Tritte riskiert. Auch in der Promo für »Chemtrails Over The Country Club« hat sie sich via Instagram Kritik eingeholt, als sie – auf ihre Art – für Diversität plädierte. In ihrer Musik jedenfalls hat sich dieser Aktionismus bisher nur wenig gezeigt, und das ist möglicherweise besser so. Del Reys große Kapitalismus-Cinema-Popkunst zwischen Slushie und SpaceX, Acid Western und Erotik-Melodram, Britney Spears und Nancy Sinatra kann sich so auch auf dieser Platte weiter abspielen. Der instrumentell spartanische Dream Pop kommt diesmal trauriger und thematisch konzentrierter daher, vom grungigen Flüstergesang in »White Dress« bis zum geordneten Joni-Mitchell-Cover »For Free« mit Zella Day und Weyes Blood. Das Album ist ein Roadtrip durch ein Nordamerika der Sehnsüchtigen, und irgendwo zwischen LA, Orlando und Louisiana kondensiert sich seine Message in einer Hedonisten-Hymne: »Not all those who wander are lost / It‘s just wanderlust«. Selbsttäuschung, aber wie gut.