Review

Lana del Rey

Blue Banisters

Urban • 2021

Lana Del Rey hat keine Corona-Partys gefeiert, sondern Lieder geschrieben. Nachdem die US-Amerikanerin im Frühjahr »Chemtrails Over The Country Club« zu erkennen glaubte, schießt sie ein neues Album nach. Schon wieder geht es um Männer (scheiße!), Glück (du bist es dir wert!) und Liebe (Rosen sind rot…). Die Platte ist wie ein zur Musik gewordener Self-Care-Ratgeber, der einem wie eine ASMR-Youtuberin in den Nacken haucht, um sich selbst zu bestärken, endlich Butter bei die Fische zu machen – und den Gartenzaun neu anzupinseln. Dazu hört man Klavieretüden von Liszt und bäckt mit Freundinnen einen Kuchen. Rumpelt kurz der Trap-Bumms über die Klimper-Balladen, rutscht man aus Versehen sieben Oktaven ab. Manchmal trötet eine besoffene Dixieland-Band in die fokussierte Gelassenheit. Ab und zu packt Lana Del Rey die Klampfe aus. Vorausschauend stellt man die Kleenex-Boxen bereit. Man wird sie brauchen. Schließlich hat man dem Piano alle Dur-Akkorde geklaut, während Del Reys Alt-Spezi und Longtime-Producer Jack Antonoff gecancelt wurde. Seine Melodien hätten dem restlichen Befindlichkeitsgehauche um Lorde und Taylor Swift schon in der Vergangenheit zu sehr geähnelt. Irgendwie auch egal. »Blue Banisters« ist eine Plate für Menschen, deren einzige Lebensaufgaben darin bestehen, ausdruckslos in eine iPhone-Kamera zu starren, Sally-Rooney-Romane zu lesen und an Flat Whites zu nippen – am besten gleichzeitig!