Review

Scratch Massive

Nuit de Rêve

Pschent • 2011

Schon 1999 fanden Sebastien Chenut und Maud Geffray zueinander und feilten so lange an Songs, bis sie erst vier Jahre später als Scratch Massive ihr elektrorockiges Debüt Enemys & Lovers veröffentlichten. Trotz großen Erfolges zerfiel die Band darauf. Erst 2007 folgte das Comeback Time, dem Avantgarde-Elektroniker Moritz von Oswald einen deutlich technoideren Touch verpasste. Wieder viel Ruhm und Kritikerlob, ein Jahr später folgte Doku/Livealbum Underground Needs Your Money Baby, und schon bald kehrte wieder Ruhe ein.Nun sind wieder vier Jahre ins Land gezogen seit dem letzten regulären Album, so dass es Zeit wird, ein neues auf den Markt zu werfen: Nuit De Rêve ist ihr drittes und ihr vielleicht bestes. Dabei haben sie mit ihrem Ansatz, sich auf langsame elektronische Musik der 1980er Jahre zu konzentrieren, nicht gerade das Rad neu erfunden. Wir wurden schließlich in den letzten Jahren geradezu überschwemmt von Projekten, in denen schwere und langsame Synthesizer-Klänge nur zu oft zitiert wurden – Glass Candy oder Chromatics zum Beispiel. Doch mit einer solchen Härte und Entschiedenheit wie es Scratch Massive hier machen, hat man es selten gehört. Die Stimmung ist düster, die Songs lassen sich Zeit, und mit rasiermesserscharfen Synthies epischen Ausmaßes wird richtig geklotzt. Zudem hat man einige illustre Gäste eingeladen, die den Stücken ihre Stimme liehen, darunter Daníel Ágúst von Gus Gus oder die französische Sängerin und DJ Chloé. Den Vogel schießen Scratch Massive allerdings mit der Reaktivierung der in der Versenkung verschwundenen 80s-Ikone Jimmy Somerville ab, der mit Take Me There einen der stärksten Songs singt. Ales in Allem ist Nuit De Rêve ein tolles Album, sowohl für Freunde von Chillwave als auch von retrofuturischem 80s-Pop à la Jean Michel Jarre und Vangelis.

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