Review

Stabil Elite

Douze Pouze

Italic • 2012

Seit Jahren tüftelten Lucas Croon, Nikolai Szymanski und Martin Sonnensberger an ihrer Vision. Nie hatte man auch nur einen Zweifel daran, dass aus Stabil Elite (vom Musikexpress »Kraftwerks Enkel« getauft) einmal was ganz Großes werden würde. Schon Ende 2009 wurde das Chicagoer Label Mathematics auf sie aufmerksam und veröffentlichte Songs der Band. Heute sind die Volume 4 und 6 aus der Label-EP-Reihe »Music from Mathematics«, auf denen sich die Band erstmals der Öffentlichkeit präsentierte, stellenweise ausverkauft. Die »Gold EP«, die das Label Themes For Great Cities Anfang 2011 auf eine goldene 7inch presste, ließ weitere Tastemaker aufhorchen, und schon bald hatte z.B. die Kölner Musikmesse c/o pop eine Festivalhymne, die viele weitere Fans generierte, und Italic – das viele noch als Techno-Label kennen dürften – hat nach Von Spars »Foreigner« nun das nächste krautige Release. Doch was ist wirklich »krautig« an »Douze Pouze«? Da »Kraut« ein dankbar dehnbarer Begriff ist, kann das glücklicherweise alles und nichts sein. So bewegt sich die Musik zwischen Doom-Pop (»Expo«), Tabla-Elektronik (»Agent Orange«) und Dada-Disco (»Wir Kommen Aus«), und sowieso allem, was dazwischen liegt. Auf diese Weise werden ausnahmsweise krude musikalische Themen aufgegriffen, die immer funktioniert haben, jedoch in der deutschen Musiklandschaft zuletzt wie ausgestorben schienen. »Douze Pouze« ist ein Album für Menschen geworden, die mit deutschsprachiger Musik wenig anfangen können. Die Sprache spielt eine Nebenrolle und bleibt lieber zurückgenommen und unvorhersehbar bedeutungsfrei oder taucht gar nicht erst auf. Für den nun überwältigenden Erfolg leistet einerseits das hervorragende Timing zu Zeiten inflationärer Retromanie (schließlich hatten es zuvor mit Von Spar und Mit zwei artverwandte Bands versäumt, die gesamte Musik- und Feuilleton-Presse so geschlossen hinter sich zu bringen), andererseits ihre Heimatstadt Düsseldorf ihren Beitrag. Hoffentlich vergessen bloß die Menschen bei den überall aufgezählten Coolness-, Timing-, und Herkunfts-Faktoren nicht, dass auch die Musik unglaublich gut ist.

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