Review

Young Fathers

Tape One

Anticon • 2013

Das in der kalifornischen Bay Area ansässige Musiker-Kollektiv Anticon hat einen weiteren transatlantischen Brückenschlag unternommen. Ihr neues Signing ist die Band Young Fathers, ein Trio aus dem schottischen Edinburgh. Deren Label-Einstand »Tape One«, eine Wiederauflage ihres 2011er Debüts, ist ein energetischer Hybrid aus ins Elektronische abgedriftetem Indierock, wenig heißblütigem, sondern im Gegenteil fast unterkühltem R&B und lakonischem Rap. Letzterer bewegt sich zwischen reflexiver Consciousness und bildhaft verklausuliertem Storytelling und ist insgesamt eher einer stimmigen Soundkulisse als einer hohen Punchline-Dichte verpflichtet. In den hypnotischen Refrains, die gerne auch mehrstimmig performed werden und immer wieder die zurückhaltend arrangierten Songstrukturen mit positiven Vibes aufladen, offenbaren sich hin und wieder die afrikanischen Wurzeln der Young Fathers-Mitglieder Alloysious und Kayus. Für die vorgegebene Richtung und eine Geschwindigkeit im Downbeat-Bereich sorgen maschinelle Drums und Bässe, die durch vertrackt-scheppernde Percussion-Elemente etwas in Unruhe gebracht werden, während Sägezahn-Synthies gleichermaßen für Erdung und Loslösung sorgen. Insgesamt erinnert der Sound an die Multikulti-Truppe Curse ov Dialect, die ihr Tempo gedrosselt hat und über frühe Beats von Zuchhini Drive abgeht. Schwer zu kategorisierender Sound und zwischen den Stühlen angesetzter Nonkonformismus hat auf Anticon schon immer gut stattgefunden. Eine Release mit vergleichbar nach vorn gehender und dennoch nie aufdringlicher Intensität hat man von den Wahl-Kaliforniern allerdings schon länger nicht mehr serviert bekommen.