Der musikalische Output des kalifornischen Anticon-Kollektivs wurde in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende maßgeblich durch Brendon Whitney alias Alias geprägt. Dann wurde es etwas ruhiger um ihn – obwohl man ihm beileibe keine mangelnde Betriebsamkeit vorwerfen kann. Mit »Pitch Black Prism« legt er nun seinen vierten Longplayer als Solokünstler vor. Alias hat sich bei der Aufnahme von seiner MPC verabschiedet: »Pitch Black Prism« entstand komplett am Rechner – vorzugsweise in den nächtlichen Stunden des Tages. Beides hört man, und letzteres ist auch gar kein Fehler: Die 13 Tracks sind kühl und von Düsternis umwogt, ohne von ihr verschlungen zu werden. Was man allerdings nicht los wird, ist der Eindruck, dass Alias besser bei seinen analogen Produktionsweisen geblieben wäre. Nicht, dass sein neuer Wurf kein großer wäre: »Pitch Black Prism« ist ein schönes Stück zeitgenössischer elektronischer Musik, und dabei eher Ambient als EDM. Die Wärme, die kompositorische Kühnheit und die Zeitlosigkeit seiner früheren Tracks scheinen Alias jedoch beim Herumschrauben an den Plug-Ins abhanden gekommen. Wenn er sagt, er hätte auf seine bewährten Produktionsmethoden keinen Bock mehr gehabt, gibt es natürlich keinen Grund, ihm dies nicht zu glauben. Nur wird man aber wahrscheinlich in fünf oder gar in zehn Jahren auch keinen Bock mehr auf diese Scheibe haben – auch, wenn sie einem zunächst mal den Tag rettet. Gut, das ist ja auch schon mal was. Aber ein zeitgenössisches Update des Alias-Sounds von 2002 bis 2005, das machen heute andere.
Pitch Black Prism