Review

Powell

Fizz 12"

Liberation Technologies • 2013

Wer das Wort Genre-Konventionen schon immer nicht leiden mochte, der lese jetzt weiter. Denn was immer über die Regeln von Rock’n’Roll oder die typische Verfahrensweisen elektronischer Musik geschrieben worden ist, es wird hier ad absurdum geführt. Dass das Ergebnis hier kein schnöder Electroclash, sondern ein avancierter, beinahe künstlerischer Ansatz zu vermerken ist, das darf als das Geheimnis dieser vierten EP des Londoner Produzenten Powell gelten. So basiert der Beat des ersten Tracks, »Fizz«, auf einem siebeneinhalb Minuten lang shakenden Rockabilly-Rhythmus, der oberflächlich betrachtet kaum Variation bietet, in dessen Hintergrund aber obskure Soundschnipsel, Vocal-Samples oder baumelnde Gitarrenakkorde auftauchen. »Wharton Tiers on Drums« macht schon im Namen (Wharton Tiers gilt als einer der profiliertesten Schlagzeuger und Produzenten im Rockzirkus) die Assoziationskette Richtung kunstvoller Gitarrenmusik auf: Theoretical Girls, No Wave, Thurston Moore spielt Free Jazz usw. Der Track beginnt dann mit einem elektronischen Störgeräusch, dass abrupt von einem Vocal-Schnipsel unterbrochen wird, welches sich dann rhythmisiert und auch hier locker durchstampft. Die schräge New-Wave-Gitarre darf auch hier als Schmuckwerk nicht fehlen. »Beats« komplettiert die B-Seite, und nimmt die Rhythmik und Klangästhetik des vorangegangenen Tracks im Rückwärtslauf auf, und spielt so auf seine Weise mit den aus der elektronischen Musik gewohnten Konventionen. Was »No Wave« für die Rockmusik war, dass ist diese Musik für Techno. Ich nenne das jetzt mal »No Rave«.

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