Review

Emilíana Torrini

Tookah

Rough Trade • 2013

Vom Geheimtipp zum Sommerhit: Emilíana Torrini verknüpft in ihrem Sound gekonnt Pop mit Anspruch, TripHop mit Folk. Das tat sie jahrelang vor »Jungle Drum« und das tut sie auch heute noch. Ihr sechstes Album »Tookah« bietet keinerlei Gefälligkeit, keine Anbiederung. »Autumn Sun« besteht nur aus ein paar angeschlagenen Gitarrensaiten und Torrinis Stimme, was so klein, intensiv und wunderschön ist, dass es direkt ins Herz geht. »Speed Of Dark« kokettiert mit Elektropop und der eigenen Vergänglichkeit. Und selbst »Tookah«, der Titeltrack, der Opener, ist zwar durch und durch zugänglich, aber besitzt so angenehm wenig Potenzial zu einem Hit, weil der ganze Song so gar nichts mit dem aktuellen Massengeschmack zu tun hat. Der hektische Beat steht im kompletten Gegensatz zu den gehauchten Strophen, der Refrain geht ins Ohr, fordert aber Aufmerksamkeit ein. Emilíana Torrini hat diesem Album gerade einmal neun Songs geschenkt, die aber eine wunderschöne Intensität haben. Die Atmosphäre ist dunkel und verspielt, zärtlich und angenehm. »Elisabeth« versinkt langsam in der Melancholie und wieder verschmelzen da organischer und elektronischer Sound zu einem einzigartigen Gemisch. Torrini beschränkt sich auf wenige starke Bilder, die funktionieren und ziehen. Mehr in die Magengrube dürfte sich kein Album mehr in diesem Jahr bohren. Menschenleere Straßen, kreisende Gedanken – das Herz hat nur was zu melden, wenn es mitleiden will. Und dann aber richtig.