Review

Kid Koala & Emiliana Torrini

»Music To Draw To: Satellite«

Arts & Crafts • 2017

Musik, die gemäß ihres Titels anlassbezogen ist? Gibt´s spätestens seit Mozarts »Kleiner Nachtmusik«. Oder »Kuschelrock«. Oder kürzlich in Form des Albums »Music To Make To Your Old Lady By« des Bandprojekts Lovage, in das auch der kanadische Turntablist Eric San aka Kid Koala involviert war. Kid Koalas neues Release bewegt sich zwar in ganz anderen Sphären, knüpft aber dennoch am Gedanken der Zweckgebundenheit an. Es heißt »Music To Draw To: Satellite«. Kid Koala, selbst ein Comic-Künstler, hat einen Soundtrack für die Arbeit am Zeichentisch vorgelegt, filigran wie Fineliner, ruhig wie die Hand, die es fürs Illustrieren braucht. Und so besticht das Album eben nicht durch beatbetonten Cut-and-Paste-Wahnwitz, sondern durch Ambient Moods. Erstmals hat Kid Koala die Turntables vernachlässigt, setzt dafür umso mehr auf Keyboards, Gitarren und Synthie-Strings. Und auf die kristallene Stimme der isländischen Sängerin Emiliana Torrini. Sie wispert, säuselt und fleht über sieben der 18 Tracks, bereichert dadurch die eisig angehauchten Soundcapes und erweicht konsequent Herzen. Kein Wunder, geht es in den vorwiegend von San geschriebenen Songs doch irgendwie um die astronomischen Weiten einer Marsmission, die zwei Liebende voneinander trennt. Sie munden wie Eisbonbons, sind bittersüß und scharf zugleich, ohne sich aber schnell abzulutschen. Dafür sind sie in ihrer 72-minütigen Gesamtspieldauer eher wie ein Gletscher: Enorm in ihrer undurchdringlichen Anmut, zum Dahinschmelzen und auf eine sehr leichte Weise wuchtig. Selbst dann, wenn das blau gezeichnete Dreampop-Unikum im aufwühlenden »The Darkest Day« kulminiert. »Music To Draw To: Satellite« ist fesselnd, betörend für die Ohren aufmerksamer Zuhörer, zum Durchatmen, Innehalten und Weitermachen. Auch betreffend der Arbeit am Zeichentisch.