Review

Robots Don’t Sleep

Mirror

Four Music • 2013

Fakt ist, der nachtaktive Berliner Exil-Kasseler Robot Koch bleibt auch auf dem ersten LP-Wurf seines Kollaboprojektes Robots Don’t Sleep ein unorthodoxes Synthie-Spielkind mit Vorliebe für sphärisches Klangmaterial. Es wird gewobbelt, getriggert und gepitcht, was der MIDI-Controller zulässt. Doch Fakt ist auch, dass »Mirrors« die manchmal verstörenden Elemente von Kochs Soloproduktionen gegen melodiöseres Songwriting eingetauscht hat. Wo sich des namentlichen Küchenchefs bisherige Veröffentlichungen oft durch überzeichnetes wie futuristisches Elektro-Wirrwarr auszeichneten, basiert das Album mit dem kanadischen Neu-Berliner John LaMonica eindeutig auf konventionellen Pop-Song-Strukturen – quasi eine reduzierte Fortsetzung ihres 2011er Überraschungshits »Nitesky«. »Mirrors« ist ein synthie- wie stimmgewaltiger Ideenkessel voller traumwandlerischer Unvorhersehbarkeiten. Man orientiere sich am heimlichen Hit »Satellite Falls«, welcher vordergründig fast als konventionelles Indie-Stück durchgeht – bis man wenig später von unterweltlicher Based-Music (»Happy People«) oder 2-steppiger TripHop (»Run«) aus der verdächtigten Wiedergabeliste gerissen werde. Zwar kratzt die rammdösige Performance LaMonicas zeitweise arg an der Grenze zu biederem Acid Jazz, wird allerdings stets von Kochs instrumentalen Himmelbetten aufgefangen. Die einstündigen Traumreise aus schwermütiger Intonation und waberenden Klanglandschaften wandeln die internationalen Beatnerd-Props und zertifizierten Electronica-Schlüsselreize elegant in massenkompatible Ohrwürmer um, ohne gleich mit H&M-Jutebeuteln zu scharwenzeln. Roboter schlafen nicht, sie träumen nur vor sich hin.

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