Review

Eloquent

Das Ich und dein Verhängnis

Sichtexot/hhv.de • 2013

Ein Album in Anlehnung an die Popper’schen Abhandlungen zum Leib-Seele-Problem zu betiteln, zwischenzeitlich auf Hegels dialektischen Dreischritt zu verweisen und Klaus Kinski-Zitate zu bemühen, sind Rahmenbedingungen, die im Rap-Kontext herrlich schiefgehen können. Allzu oft drohen derlei intellektuelle Anstrengungen an den eigenen Ansprüchen zu scheitern oder in astreinem Missverständnis am Hörer vorbeizureden. Doch Eloquent umgeht auf »Das Ich Und Dein Verhängnis« solche Spießruten mit einer simplen Methode: Er schafft Publikumsnähe. Anstatt sich mit erhobenem Zeigefinger durch die 15 Gedankengänge zu klugscheißen, positioniert sich der Wiesbadener als Underdog im Kampf gegen wacke MCs und andere gesellschaftliche Fragwürdigkeiten auf die für Sichtexoten einzig legitime Weise – in einem Battle. Mittels seiner typischen Stakkato-Delivery räsoniert er so quasi direkt vom Schlachtfeld aus rotzlöffelig (»Mic Thyssen«), pessimistisch (»Elos Blues«) oder story-tellend (»Dinge geschehen«) über die ewige Dorfmatratze namens »Leben«. Stilbewusst begleitet ihn ausschließlich genuiner NowSchool-BoomBap aus den Knisterkonsolen von Flowtec und anderen »Menschen, die nicht alles glätten und das Dreckige vermissen«. Drei Jahre nach Erscheinen ist das zwar weder zugänglicher, noch relevanter geworden, doch hilft die Absage an zeit-geistliche Strömungen auch heute noch, das Mindesthaltbarkeitsdatum hinauszuzögern. Der eingangs erwähnte Dreischritt besagt übrigens, dass sich nur aus der Kombination von These und Anti-These eine absolute Wirklichkeit ableiten lässt. Was Elo in diesem Zusammenhang darstellt, können Echthalter, Straßenrapper und Hipster-Hopper unter sich ausmachen.