Review

Sonne Ra

Mula 4 Life

WSP Records • 2014

Nach einigen Features bei Schaufel und Spaten oder dem Plusmacher sowie einige Releases mit seiner Crew Yabamm, waren es Sonne Ra endlich genug Vorboten um nun sein Labeldebüt »Mula 4 Life« mit einer Mixtur aus Rap, Gesang und klassischen Boombap-Beats zu veröffentlichen. »Mula« ist die verkürzte Variante des Begriffs Mulatte und dient dem afrikanischstämmigen DDR-Kind als Selbstbezeichnung, kann aber auch synonym für Freund oder Homie stehen. Genauso eigentümlich wie der Slang des Erfurters, ist auch die charismatisch-verschrobene Singsang-Delivery, die keine Bestrebungen macht den technologiebasierten Ansprüchen heutiger Rap-Hörer gerecht zu werden – der Mann mit Namen wie Manschmann, SSHäuptling oder Jambo Asyl bleibt lieber entspannt und umhüllt die elf Lichtsäulen der LP mit weed-vernebelten Gedankensträngen. In der Galaxie des Ra darf sich »Schwanz« noch auf »Hans« reimen, Silben werden gestreckt und gezogen wie Bongköpfe, Lässigkeit regiert. Der teilzeitliche Funkverteidiger ist ein Freigeist, dem Konventionen wenig anhaben können und gerade deswegen Augenzwinker-Aussagen wie »Dein Pflaumenkuchen duftet so süß«, aber auch Erfahrungsberichte über Alltagsrassismus in der ostdeutschen Provinz hoch-unterhaltsam und unpeinlich vorzutragen weiß. Ra versteckt seine Freakness nicht hinter musikalischem Avantgardismus, sondern wälzt seine lyrischen Lichtbüschel auf Klangteppichen von Figub Brazlevic Brenk Dexter und so ziemlich jeder Sample-Spürnase aus dem führenden Instrumental-Zirkel des deutschen Indie-Rap-Kosmos zu einem »Mula Funk« für süßlich-duftende Entspannungsübungen. »Mula 4 Life« ist die wohl lässigste Deutschrap-Überraschung des kommenden Sommers. In diesem Sinne: Lasst die Sonne rein!

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