Review

David Bowie

Blackstar

Columbia • 2016

Es ist die kalte Gewissheit, die sich der Stringenz des 25. und finalen Albums von David Bowie nicht entziehen lässt: Der Tod der britischen Pop-Ikone ist zentraler Bestandteil des Konzepts von »Blackstar«. Daran gibt es nichts zu deuten. Umso eindringlicher ist deshalb jenes Stück seltener Popgeschichte. Nie zuvor ist die Unmittelbarkeit zwischen Leben und Krankheit, sowie Kampf und Niederlage so greifbar gewesen. Es wirkt absurd, wie das Ableben des Sängers auf eigenen Wunsch hin als Instrument zur Selbstdarstellung legitimiert wird. Ein inszeniertes Leben, über den Tod hinaus. David Bowie hinterlässt nicht nur die Ängste und Gefühle, die ihn seit der Krebsdiagnose begleitet haben mögen. Er spricht als bereits Verstorbener aus dem Jenseits: »Everybody knows me now«, setzt er als gegebenen Umstand voraus, wenn die Platte konsumiert wird. So bewahrt sich das Album auf intelligente aber beklemmende Weise ihre Aktualität. David Bowies transzendentes Schauspiel, sich bereits irgendwo auf der Reise zu befinden, fesselt selbst Unbeteiligte binnen Sekunden. Wir sind hautnah dabei, wie sich der Hauptdarsteller vermystifiziert. Als Lazarus-Figur fährt er gen Himmel auf, bemerkt jedoch dabei den Verlust des Handys. Kein Rückruf ist mehr nötig, denn auferstehen ist unmöglich. Also verneigt sich Bowie mit dem letzten Song schließlich vor sich selbst. Genügsam klingen eigene Verklausulierungen in Irrelevanz aus, wenn Bowie seinen Aufbruchdurst aus »Low« zitiert und weiterspinnt. Ein letzter tiefer Blick in den Spiegel verrät: »Du musstest niemandem etwas beweisen. Außer dir selbst.« Danach bleibt nichts als Stille – in dem Bewusstsein, einen echten Star erlebt zu haben.