Review

Baaz

Untitled

Office • 2016

Bastian Völker macht eigentlich immer schon Musik, die deep ist, auf seiner neuen, unbetitelten EP heißt das noch mal etwas ganz anderes als zuvor. Sein Debütalbum »Red Souvenirs« setzte noch Storytelling-mäßig auf Downbeat und Hip Hop, gepitchte Vocal-Samples und wirbelnde Flächen zur Auspolsterung und im Großen und Ganzen auf verspulte Soulfulness. Die vier Tracks des achten Releases auf Völkers Label Office heben das ein musikalisches Skelett, das von Chain Reaction vorgezeichnet wurde und nie altert: »Kraut House« nennt sich der erste Track sinniger Weise und tatsächlich handelt es sich um einen kosmisch angehauchten Ausdauerjam, wie ihn sonst nur Kollege Edward ohne Peinlichkeiten aus der Räucherstäbchenhöhle heraus in die Welt entlassen kann. Die Deepness ist hier nicht mehr allein im Sound beheimatet, sondern zum eigentlichen Modus der Musik geworden. Die setzt auf Wiederholungen, dezente Modulationen und überraschende, dennoch aber nicht überfordernde Brüche. Es schepppert und rauscht zwar gewaltig auf der »Untitled«, wie etwa dem wunderschön verpluckerten Interlude »You (Can’t)«. Mit kurzweiligem Outsider House-Gehabe und Maschinenpatinafetischen aber hat das nichts zu tun. Baaz schmirgelt nicht nur die Oberfläche gegen den Strich, er geht auch tief drunter und bleibt dort. Am schönsten gelingt ihm das auf der B-Seite, wo »Modual« noch am ehesten von Lobster Theremin (vor-)formulierte Blaupausen absurft und doch eine wunderbar einzigartige wie eigenwillige Trance auslöst. Grandios und doch nur Aufwärmarbeit für den eigentlichen Hit dieser EP: »Simple E« könnte mit seinem Titel auf die kleinen bunten Lieblingssnacks der Clubwelt anspielen (nein, nicht etwa Smarties) und wenn dem so wäre, dann ist das nur folgerichtig: Knapp sechs Minuten überempathische, kaum emphatische Musik an der Grenze von Techno zu House, Gesprächssampleoperette zu After Hour-Soundtrack, Erdigkeit zu Ekstase. Eine lange Umarmung von einem verschwitzten Fremden hat sich noch nie zuvor so gut angefühlt wie dieser Track. Wenn noch jemand eine Definition von Deepness braucht: Diese EP hier bietet mehr als eine und damit die ultimative.

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