Review

Slapp Happy

Sort Of

Tapete • 2016

Die Geschichte von Slapp Happy ist eine der ungewöhnlicheren Schrullen der Musikgeschichte. Man könnte sie als handfesten Beleg dafür nehmen, dass Fortschritte bevorzugt durch Unfälle erzielt werden. Als der britische Komponist Anthony Moore, der damals wie seine Kollegen von der Band Faust unter der Protektion des Produzenten Uwe Nettelbeck stand, von seinem Label Polydor bedrängt wurde, weil die Verkaufszahlen von Moores Platten eher zu wünschen übrig ließen, schlug Nettelbeck ihm ein etwas weniger sperriges Projekt vor. Zusammen mit seinem Schulfreund Peter Blegvad und der Hamburger Sängerin Dagmar Krause, die damals noch mit Moore zusammen war, gründete er daher Slapp Happy, verstärkt von Faust, die als Begleitmusiker firmierten. Eingängig waren die Ergebnisse auf ihrem Debütalbum »Sort Of« von 1972 allemal, folgen die versammelten Rocknummern doch weitgehend dem klassischen Song-Schema. Allerdings waren Slapp Happy nicht einfach eine kommerzielle Notlösung von ansonsten abenteuerlustiger orientierten Musikern. Mit den Rock-Klischees ihrer Zeit hatten Slapp Happy wenig am Hut, vielmehr erprobten sie lustvoll, wie man die Konventionen des Rock-Vokabulars sanft, aber entschieden gegen den Strich bürsten kann. Besonders die Stücke mit Dagmar Krause am Mikrofon sind grandioser weird folk avant la lettre, wenn man unbedingt eine Bezeichnung dafür will. Großer Dank für die Wiederauflage.