Review

CVBox

So ist es im Nadelwald

Uncanny Valley • 2017

CVBox hat so etwas wie die optimale Techno-Biografie: Keine Sau kennt ihn und trotzdem ist er schon ewig dabei. Mehr noch hat CVBox – so viel ist bekannt: Sachse mit Landfluchtfantasien – einen gut informierten Sound, der sich nicht aufdrängen will. »So ist es im Nadelwald« ist nach einigen EPs für die sächsischen Abschussrampen Uncanny Valley, Lunatic und zuletzt Ortloff sein Debütalbum, verteilt sich in gut 56 Minuten auf elf Tracks und spricht ganz bescheiden von den großen Sehnsüchten, die sich jenseits schwitziger Keller-Raves bündeln. Die Kicks pluckern sanft, der Acid ist butterweich, die Electro-Einflüsse kommen ohne scharfe Kanten aus. Vor allem aber sind da diese Flächen, die als bounciger Dub-Regen herniederprasseln oder sich wie die Silhouette eines Hügelkamms über den Rhythmen ausbreiten. Das klingt mal so, als würde Recondite endlich substanzielle Musik machen (»Oberla 8«), dann wiederum werden trockene Minimal-Vibes dem Eulbergschen Öko-Diktat entrissen (»CVBMX«) oder rumorige Drexciya-Referenzen lösen sich im Niedlichkeitsgefiepe des Maschinenparks auf (»SH7 SHT«). »So ist es im Nadelwald« bietet von »707 Dubbing« über »Dr. Wozu« bis zu »Lackporling« durchaus genug Plattentaschenmaterial für die düsteren Industriekaufmänner unter den DJs, will aber deren dystopische Spielchen nur bis zu einem gewissen Punkt mitspielen und sich eigentlich lieber für ausgedehnte Hiking-Touren in der sächsischen Schweiz anbieten. Auch eine Form von Eskapismus, die allerdings dermaßen konsequent durchgespielt wird, dass sich der Nadelwald damit gleich auf Couch servieren lässt. Analoger Zuhausehör-Techno ohne die intellektuelle Pose, wo gibt’s denn sowas?