Review

Hessel Veldman

Eigen Boezem

Stroom • 2020

Und wer ist Hessel Veldman? Das prächtig gedeihende Reissue-Wesen offenbart ja, je stärker es sich ausdifferenziert, immer mehr Paralleluniversen. Fernab des handelsüblichen Tonträgersortiments lenken diese den Blick auf Dinge, die damals gar nicht unbedingt übersehen wurden, sondern vielmehr für den Großteil der Menschheit schlicht unsichtbar waren. Dazu muss man keinesfalls in den entlegenen Gegenden des Erdballs forschen, es können auch schon mal die benachbarten Niederlande sein. Die Hafenstadt IJmuiden etwa brachte den im Home-Taping-Netzwerk der Achtziger aktiven Musiker Hessel Veldman hervor, und wer damals nicht dazugehörte, hörte dessen Do-it-yourself-Aufnahmen eben nicht. Aus seinem umfangreichen Heimstudioschaffen versammelt »Eigen Boezem« (zu Deutsch »der eigene Busen«) jetzt einige Stücke unter bürgerlichem Namen, die überwiegende Mehrheit stammt von Y Create, einem Projekt Veldmans, zu dem sich, je nach Session, diverse Gäste hinzugesellten. Neben Veldmans Frau Nicole war unter anderem der Fluxus-Künstler Willem de Ridder vertreten. Was Hessel Veldmans Musik so besonders macht, ist eine Zuspitzung des Pop-Prinzips, wonach man Künstler nicht dafür toll findet, was sie können, sondern dafür, wie sie sind. Es ist denn auch eine weniger originelle denn idiosynkratische Form von synthesizerlastigem Post-Punk oder Minimal Wave-Pop, die er in stoischer Repetitivität erkundet: unaggressive, unpolierte, stets mit ausreichend schrägen Details versehene Grooves, die so lange ausgekostet werden, bis er das Band abstellt.