Review

Adult Fantasies

Towers Of Silence

Stroom • 2020

Der Legende nach hat der Producer Gerry Vergult versehentlich Aufnahmen des Sängers und Akkordeonisten Dirk Seghers und des Multiinstrumentalisten Gerrit Valckenaers auf ein und demselben Band festgehalten. Das Zufallsergebnis klang überzeugend, eine Zusammenarbeit lag auf der Hand: 1988 erschien mit »8 Neo-Pathetic Scenes« das Debüt von Adult Fantasies auf Antler Records, das ein Jahr später nach seiner Fusion mit Subway zu einer zentralen Schaltstelle des aus der Synthese von EBM und Synth-Rock hervorgegangenen New Beat wurde. Doch der Musik von Adult Fantasies ist mit Genrebegriffen kaum beizukommen, entsprechend unbeholfen wirken Zuschreibungen wie »experimenteller Art Rock mit EBM-Einflüssen«. Szenisch, aber reduziert, melodisch, aber getragen, ruhig, aber intensiv, so suggestiv wie hypnotisch – sich gegenseitig einschränkende oder widersprüchlich wirkende Attribute scheinen am ehesten geeignet, die idiosynkratischen Songs von Valckenaers und Seghers zu charakterisieren. Ein Hauch Velvet Underground, die Soloalben von Nico und David Sylvian, Acts wie Dalis Car oder Tuxedomoon dürfen als Referenzpunkte gelten – und gehen doch an der Sache vorbei, die sich vielleicht am besten als Schnittmenge von atmosphärischer Ambientelektronik, Gamelan-inspiriertem Tribal und frankophoner Chansontradition beschreiben lässt. Mit »Towers Of Silence« veröffentlicht Stroom eine Compilation, die als Querschnitt der drei bis 1994 erschienenen Alben von Adult Fantasies einen Überblick über das Œuvre des faszinierenden Duos erlaubt. 12 leise, langsame Dark-Wave-Songs, mit einer Minimal-Music-Haltung sowohl auf Synthesizern wie auf einem der Weltmusik entlehnten Jazzinstrumentarium gespielt, laden zur Entdeckung ein. Ausgesprochen verdienstvolle Reissue.