Review

Zopelar

Universo

Apron • 2021

Man hätte Pedro Zopelar spätestens letztes Jahr schon einiges an Aufmerksamkeit schenken können. Da brachte der Produzent aus São Paulo mit »Joy of Missing Out« eine Kassette heraus, deren Mischung aus brasilianisch geprägtem Synthesizer-Jazz und HipHop-Breaks fast aus der Zeit gefallen klang, zugleich aber sehr sexy. Das kann man alles dieses Jahr noch nachholen und dazu am besten gleich mit seinem aktuellen Album „Universo“ beginnen, einem Bossa-Fusion-Update in der Tradition eines Marcos Valle, bloß um einiges roher. Wieder sind die Synthesizer das beherrschende Instrument, wobei Zopelar sich besonders dem digitalen Klang des Yamaha DX7 verschrieben zu haben scheint. Auf dem Cover ist er gleich in mehrfacher Kopie zu sehen, wie er schwer an dem FM-Synthesizer aus den Achtzigern zu tragen hat. Analoge elektronische Geräte sind bei ihm jedoch keinesfalls verpönt. In »Fire Pit« kommt sogar prominent die Acid-Sprudelquelle des Roland TB-303 zum Einsatz. Was auf »Universo« gegenüber dem vergangenen Jahr verschärft wurde, ist die Rhythmusprogrammierung. Die Drumcomputer haben jetzt harte Kanten, bilden bevorzugt ein Electro-Fundament, der HipHop verschwindet etwas aus dem Fokus. Daraus erzeugt Zopelar gern krude Gegensätze, etwa in seiner Coverversion des Weather Report-Klassikers »Teen Town«, der bei ihm auf den Namen »Cidade Jovem« hört: Zu heftig schepperndem Beat rekonstruiert er den Groove von Jaco Pastorius’ Bass auf den Tasten, und das mit Erfolg. Muss man sich erst einmal trauen. Eine Platte, die süchtig machen kann wie sehr, sehr gute Schokolade.

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