Review

Xochimoki

Temple Of The New Sun

Phantom Limb • 2021

Mitte der 1980er-Jahre schlossen sich im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico zwei Männer zusammen, um ein paar [ulkige Promo-Fotos](https://img.discogs.com/_lIqN_i0KBBZ00u9uP4g7eHWOaQ=/350×521/smart/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():quality(90)/discogs-images/A-5237854-1594305265-5782.jpeg.jpg) von sich selbst zu schießen und nebenbei noch südamerikanische Musiktraditionen aus den Zeiten vor allen Nationalstaaten neu zu interpretieren. Der Ethnomusikwissenschaftler Jim Berenholz brachte seinen akademischen, Mazatl Galindo als Weisheitbewahrer und Nachfahre der atzekischen Kultur seinen persönlichen Hintergrund mit ein. Unter dem Namen Xochimoki bereisten sie unter anderem Kultstätten der Mayas, um dort in verschiedenen indigenen Sprachen oder bisweilen wortlos heilige Musik aufzunehmen und auf profane Kassetten zu pressen. »Temple Of The New Sun« versammelt elf dieser Stücke, die allerdings wenig mit dem zu dieser Zeit überhypten Fourth-World-Ansatz eines Jon Hassells oder ähnlich gelagerten zeitgenössischen Projekten wie denen von Luis Pérez zu tun hatten. Obwohl sie wie auf »Zan Totemikuiko« oder »Nah Chan« bisweilen ausgiebig Klangflächen oder wie auf »Kokoyo Kayotl« und »Tlalokan« stampfende Percussion einsetzen, legen die beiden in ihrer Arbeit einen deutlichen Fokus auf die menschliche Stimme, den Einsatz von Flöten und die Resonanzräume um sie herum. Dabei ziehen die Lyrics auch mal Verbindungen von einer Pyramidenkultur zur nächsten und verbinden damit mesoamerikanische mit ägyptischer Kultur – Entgrenzung lautet die Devise. Schneller noch als damals schon wird diese Musik sicherlich im New-Age-Crate eines jeden Plattenladens seinen Platz finden, genauso aber aus diesem herausstechen: Xochimoki ist es gelungen, eine sehr eigenwillige Klangästhetik zu entwickeln, die selbst über gelegentliche allzu mystische Momente hinwegtröstet.