Review

Wiley

100% Publishing

Big Dada • 2011

Künstlertypen, Querköpfe, echte Charaktere… Für Leute, die sowohl die Fähigkeit zu konstant kreativem Output besitzen, als auch die, die sich permanent selbst im Weg stehen, stellt die Kritik ein paar nette Euphemismen bereit. Wiley zum Beispiel, der ist so ein »Character«. Wobei, was heißt einer – im Video zu Numbers In Action spielt er gleich gute zwei Dutzend (immer sich selbst natürlich) und alle wollen »Dollars«, alle wollen »Pounds«. Und während man sich fragt, was eigentlich so schlecht an »Euros« ist, merkt man, wie dope so ein Stripped-down-Bassmonster und ein Wiley in Höchstform sein können, und dass man darauf nach dem latent kopflosen »Ich-lade-alle-meine-Zip-Files-hoch, photoshoppe-ein-wackes-Cover-und-dann-sollt ihr-mal-sehen-Asylum-Records«-Vorfall schon gar nicht mehr gehofft hatte. Glücklicherweise hat man sich bei Big Dada nicht davon abbringen lassen, den Mann, der Grime aus der Taufe hob, zurückzusignen. So bahnbrechend wie Playtime Is Over ist 100% Publishing dann zwar nicht ausgefallen, zumal der Zeitgeist auch dem fittesten Spitter bisweilen davonjoggt. Trotzdem klingt der Eskiboy auf Tracks wie Intuition, One Hit Wonder oder dem Titeltrack erfreulich genervt von der Situation, in die er sich teils selbst in den letzten Jahren manövriert hatte. Stellenweise wird der typische 4/4tel Stampfer im Chorus übertrieben und ein echter Schrott-song fehlt dank Pink Lady auch nicht, alles in allem aber ist 100% Publishing ein großes Stück Empowerment und Spielfreude. Viel zu beweisen haben, klingt ohne einen Funken Verbitterung eben doch viel besser.