Review

Visionist

Value

Big Dada • 2017

Eine Warnung vorweg: Allzu unbedarfte Hörende könnten bei »Value« schnell in die Position, die Visionist auf dem Cover einnimmt, verfallen. Auf ahnungslose Ohren dürfte dieser präzise konstruierte Noise-Beat-Brocken schon recht brutalistisch und überfordernd wirken. Auf seinem Zweitling entwickelt Visionist seinen kristallinen High-Fidelity-Noise konsequent weiter: jedes Knacken ist wie ein Stich ins Trommelfell, jedes Rauschen ein eisiger, geisterhafter Windhauch, jedes Detail ist mit Bedeutung aufgeladen und genau so gewollt. Trotz erstmaligem Stimmeinsatz sind seine Klanglandschaften extrem artifizieller Art, so dass sie zuweilen eher an Soundskulpturen aus konzeptkünstlerischen Zusammenhängen erinnern. Diese »museale« Lesart ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, da es Visionist auch gelingt, nonverbal und abstrakt ernste Themen zwischen Selbstdisziplin und Verweichlichung zu kommunizieren und dabei gleichzeitig sowohl eine unmittelbare emotionale Reaktion hervorzurufen als auch das Ganze mit einem intellektuellen Konzept zu unterfüttern. Angesichts dieser komplexen Vorgehensweise und dem extrem verdichteten Klangbild, fragt man sich stellenweise nur, ob Visionist nicht einfach zu viel auf einmal will. Doch auch die vielleicht etwas zu hoch gesetzten Ansprüche verhindern nicht, dass »Value« ein im doppelten Wortsinn extrem konzentriertes und intensives Album geworden ist – auch wenn (oder gerade weil) man nach dieser guten halben Stunde erstmal durchatmen muss.