Review

James Braun

Massacre EP

Tartelet • 2011

Von den vielen Houselabels ist mir Tartelet zur Zeit eines der liebsten. Nicht nur, weil ihre Releases den gewissen Groove haben, sondern auch weil sich die Dänen keinen Deut um Trends scheren. Die drei Tracks der Massacre EP von James Braun transportieren diese Philosophie und doch klingt keiner wie der andere. Der neunminütige Titeltrack ist per se ein simpler Housetrack: ein jazziges Pianosample, 4/4-Basstrommel, wirbelnde Hi-Hats. Nur passt zunächst nichts zueinander. Der Track benimmt sich wie ein Leichtathlet beim Aufwärmen, schüttelt jedes Einzelteil durch, schlenkert die Gliedmaßen unkoordiniert. Nach viereinhalb Minuten wird noch mal das Schuhwerk (die Kick Drum) kontrolliert und plötzlich läuft’s. James Braun bringt das Ding dann locker ins Ziel. Retrace Your Steps auf der B-Seite hält die Geschwindigkeit des Vorgängers, erweitert in diesen sieben Minuten das Repertoire des Musikers aus Kopenhagen um Dub-Effekte und eine funky Basslinie, die die Unterschiede zwischen James Braun und James Brown nicht nur phonetisch aufhebt. Slapper schließlich ist deutlich langsamer als die 120 BPM zuvor und stellt die Snare in den Mittelpunkt, auf der fünfeinhalb Minuten ein Marsch geschlagen wird, nach anderthalb Minuten von einem Vinylscratch ergänzt, der dem Ganzen einen experimentellen Touch verleiht. An Details mangelt es der Massacre EP nicht. Nur ein wenig mehr Tiefe hätte hier und da nicht geschadet.