Review

Glenn Astro

Homespun

Tartelet • 2020

Fünf Jahre nach seinem »Throwback« macht der in Berlin lebende Produzent Glenn Astro jetzt »Homespun« weiter. Was so viel wie »selbstgesponnen« bedeutet, und das sollte Musik im Idealfall ja auch sein: etwas Selbstgemachtes und nicht bloß die Kopie von Vorgefundenem. Regierte auf seinem Debütalbum noch der Breakbeat auf Hip-Hop-Basis, hat sich Glenn Astro jetzt in mehrere Richtungen bewegt, und das zum Teil gleichzeitig. So erprobt er lose gewebten R&B, mitunter gesanglich unterstützt von Ajnascents dezent verfremdeter Stimme, programmiert hyperrealen tribalistischen Vierte-Welt-Jazz und bewegt sich ansonsten in gemächlichem, rhythmisch jedoch nie übertrieben gemütlichem Tempo. Fusion gehört definitiv zu seinen Freunden, genauso aber auch rhythmisch fortgeschrittene Drumcomputer-Polyrhythmik. Ein vertieft-vertrackter Höhepunkt dieser Art ist »Mezzanine with Mirek«. Die vertrauten Breakbeats von früher schauen lediglich einmal kurz vorbei. Damit ist er selbstgestellten Anspruch, etwas Eigenes zu liefern, locker gerecht geworden. Und schön versponnen ist »Homespun« obendrein. Was hätte man von einem Musiker, der einst durch Tracks wie »Invasion der Klang-Kot-Artisten« von sich reden machte, auch anderes erwarten sollen? Eine der abenteuerlustigsten Clubmusik-Platten des Jahres.