»I used to be darker, then I got lighter, then I got dark again.« Das sind die ersten Worte, die Bill Callahan an diesem Abend singt, und zugleich ist diese Zeile aus dem Song »Jim Cain« (halb-)ironische Selbstbeschreibung sowie einer seiner bekannteren Aphorismen. Wie will man einen solchen Einstieg noch toppen? Kurz gesagt: gar nicht. Denn mit seinem minimalen Setup – eine Telecaster in den Händen, eine Hihat für das linke und ein Basspedal fürs rechte Bein sowie natürlich sein charakteristischer Bariton – beschert der Singer-Songwriter den enthusiastischen Zuhörern eher einen gediegenen Best-of-Liederabend mit einer dem Gotteshaus entsprechenden andächtigen Atmosphäre.
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Mit acht Soloalben unter seinem bürgerlichen Namen plus mindestens ebenso vieler als Smog hat Callahan inzwischen auch so ein großes Repertoire, dass es daraus so einige Rosinen zu picken gibt. An diesem Abend legt er einen kleinen Fokus auf sein 2009er-Album und Fan-Favorite Sometimes I Wish We Were An Eagle: Davon spielt er neben dem Opener auch noch »Eid Ma Clack Shaw« und »Too Many Birds« – mit dem sich Wort für Wort zusammensetzenden Coda »If you could only stop your heart beat for one heart beat« sicherlich einer seiner dunkelsten Songs voll Depression, Herzschmerz und sozialer Isolation.
Songs aus allen Schaffensphasen
Der Smog-Song »Cold Blooded Old Times« fehlt auch nicht, und irgendwie passt der Schmerzensmann am Kreuz, präsent über der Bühne hängend, immer besser zu den lyrischen, teils schwarzhumorigen Texten. In einer seltenen Ansage verkündet er tongue-in-cheek: »The next song is from the 21st century.«
Dann folgen Songs vom aktuellen Album YTI⅃AƎЯ, die ebenso euphorisch von den Emporen bejubelt werden wie die Klassiker – wenn nicht sogar noch etwas mehr. Denn so ruhig und bedächtig es auf der Bühne konsequent weitergeht, steigert sich der Jubel in der ausverkauften Kirche nach jedem Song noch etwas mehr. So dass Bill Callahan schließlich in den Abschlussjubel hinein kurzentschlossen noch eine kleine Zugabe (»Let’s Move To The Country«) spielt, bevor gut 500 beseelte Gesichter in die laue Berliner Sommernacht entlassen werden.