Jimi Tenor & Kabu Kabu live am 28. Oktober 2012 im Bi Nuu in Berlin

01.11.2012
Jimi Tenor & Kabu Kabu kommen mit vollem Repertoire in ein nur halb gefülltes Bi Nuu und ausgerechnet der Gitarrist ist zu spät: Was ein wenig holprig beginnt, entwickelt sich zu einem hochklassigen und intimen Afrobeat-Abend.

Es begann schon etwas seltsam: Zehn Minuten vor Beginn des Konzerts von Jimi Tenor & Kabu Kabu musste man sich sorgen, dass im Bi Nuu selbst gleich weniger Leute stehen könnten als auf der Bühne. Das mit neun Musikern opulent besetzte Afrobeat-Refugium des Finnen hätte sich mehr oder weniger mit der fast leeren Halle die Waage gehalten. Ein solches Konzert auf 22 Uhr an einem Sonntagabend zu setzen erklärt allerdings auch einiges. Doch wer auf eine Privataudienz mit dem multiinstrumental versierten Orchesterleiter Jimi Tenor und seinem Ensemble gehofft hatte, wurde enttäuscht: In allerletzter Sekunde fielen glücklicherweise noch die Connaisseure reihenweise ein und machten dem Abend immerhin einige Ehre. Die Band begann den Abend etwas trocken und noch statisch, die Gelenke waren etwas steif, aber musikalisch stimmte natürlich schon alles – dachte man. Denn plötzlich fiel ein Mann auf, der sich seinen Weg durch das Publikum bahnte. In dicker Jacke und mit Gitarrentasche auf dem Rücken schien er sich zunächst nur einen guten Blick auf die Bühne sichern zu wollen, doch schaute er unentwegt nach einem Zugang auf ebendiese und kletterte schließlich durch den angelehnten Wellenbrecher auf das Podium. Was also zuerst noch als schlechter Scherz herhalten musste, trat tatsächlich ein: der gerade für das Afrobeat-Genre so wichtige Gitarrist war zu spät und es war niemandem aufgefallen. Seelenruhig zog er die Jacke aus, schlüpfte in ein frisches Hemd und ging auf seinen Platz, von dem aus er nach einigen Momenten des Anschließens das Klangbild von Jimi Tenor & Kabu Kabu vollendete. Das Eis war gebrochen, die Stimmung ausgelassen und der halbgefüllte Club ließ die Hüften kreisen.
Selten bekommt die Gelegenheit, eine so versierte Truppe live so hautnah erleben zu dürfen, wie es am Sonntagabend im Bi Nuu der Fall war. Die großen Hits des 2007er Meisterwerks »Joystone« wurden zwar ausgespart, was aber bei dem Repertoire – mit dem Ende September erschienenen »Mystery Of Aether« kommt dieses Seitenprojekt inzwischen auf vier Alben – überhaupt nicht ins Gewicht fiel. Von Noise über souligeres bis hin zu etwas, das sich am besten als »Afro Doom« beschreiben lässt, variierten alle Neune die Rhythmen vom schwarzen Kontinent auf eindrucksvolle Weise, so dass niemand mehr stillstehen konnte. Ein tolles und irgendwo auch verrücktes Konzert in außergewöhnlich intimem Rahmen, den man nicht alle Tage erlebt.