Es ist schwer zu sagen, was schief laufen muss, wenn man in einem bis zum Anschlag gefüllten Festsaal Kreuzberg einer hiphop-affinen Meute Madlib vorsetzt und eigentlich nichts passiert. Was doch eine self-fulfilling prophecy eines energetischen Ausbruchs sein müsste, ist am Ende vor allem eine ziemlich träge Veranstaltung, bei der man keine Angst haben muss seinen Platz zu verlieren, wenn man zur Bar geht. Madlib legt an diesem Abend wohlgemerkt nur auf, wirkt dabei aber merkwürdig fremd an den Geräten – wenn man es nicht besser wissen würde, man würde nicht glauben, dass dies der Mann ist, der sich selbst einst als »DJ first, producer second, and MC last« beschrieb.
Sein Set wirkt konfus, ohne Idee oder Richtung, technisch unsicher. Zwar lebt die »Madlib Medicine Show«, die in den letzten zwei Jahren zur Veröffentlichung von 13 Alben führte und an diesem Abend mit J.Rocc und Freddie Gibbs auf die Bühne gebracht werden soll, von der stilistischen Vielfalt, doch die Performance von Madlib geht maximal als offene Probe durch. Man muss ihm zu Gute halten, dass das eher steife deutsche Hip Hop Publikum allgemein, so zeigten es auch die Beat Geeks-Abende am Wochenende im Gretchen, überfordert scheint mit rhythmischer Vielfalt und Körperlichkeit (man bekommt eine Idee davon, warum solch unterirdische Produktionen wie Cro oder Casper der Verdaulichkeit wegen hierzulande tatsächlich angenommen werden).
Doch dank J.Rocc, der vor Madlib auf der Bühne steht und ihn auch während seines Sets supportet, bekommt man eine Idee davon, wie solch ein Abend aussehen kann. Dank eines eher im Oldschool verorteten Sets, dass vor allem auf Anheizer zum Mitsingen setzt, schafft er es, den Funken für eine knappe Stunde überspringen zu lassen und den Laden zu bewegen. Mit seiner gesunden Überheblichkeit, seiner absoluten technischen Präzision und seinem Gefühl für Beats und Breaks, hat er alles, was Madlib an diesem Abend nicht hat.