Eines der übelsten Gefühle: Enttäuschung ohne ersichtlichen Grund. Der Saal geht mit, Talib Kweli präsentiert sich in guter Form, der Flow sitzt und beim neuen Track »Distractions«, wenn die Musik aussetzt und Kwelis Worte nur vom Rhythmus seiner Sprache getragen werden, nickt der Kopf natürlich automatisch mit. Und doch bleibt der Beigeschmack, dass die ganze Nummer da gerade zu normal abläuft – irgendwie. Das Set ist logischerweise wenig exklusiv, bietet aber alles, was das Herz begehrt. »Cold Rain« von Kwelis letzter Platte »Gutter Rainbows«, mit »Definition« einen Track von »Black Star« und auch ein paar gute Dinger von »Reflection Eternal« – alles stimmig in sich soweit. Die Hände gehen auf Zuruf in die Höhe, das Publikum stimmt auf Einsatz perfekt mit ein. Vielleicht greift auch dieses routinierte Spiel die Atmosphäre an. Ist natürlich immer nett, Stars zum Anfassen und so. Bis in die letzte Reihe auch grinsende Gesichter. Aber wirklich spontan kommt die Show nicht rüber. Egal, alle sind dabei – die Vorband Bambägga hat ja auch anständig darum gebeten, dass für Kweli Alarm gemacht wird.
Vielleicht ist es das gleiche Problem, das »Gutter Rainbows« auch hatte: Überraschungsmomente sind unglaublich selten. Und wenn, brachten sie die Gäste rein. Nur die gibt es die bei diesem Auftritt hier nicht. Kein Mos Def, keine Jean Grae, um für Abwechslung zu sorgen. Das Sample von »All The Lonely People« von den Beatles sticht noch aus dem Set heraus,
das war es dann aber schon. Meckern auf hohem Niveau, genau das ist das hier. Aber irgendwie hätte es einfach mehr sein dürfen. Dass der Gig dann auch schon um kurz vor Mitternacht um ist, passt da zu gut ins Bild. Alle Dinge bediente Kweli eigentlich, doch irgendwie fehlte ein letztes Stück, um diesen Abend besonders zu machen. Und darf man bei Talib Kweli nicht genau das erwarten? Dass da mal was Unerwartetes passiert? Alleine das Aussetzen des Sounds bei »Distractions« war unglaublich, doch danach ging es wieder in das routinierte Set. Das Publikum feiert das, feiert Kweli. Er hat es verdient. Auch ohne große Überraschungsmomente. Ein guter Gig schon – irgendwie.Vielleicht ist es das gleiche Problem, das »Gutter Rainbows« auch hatte: Überraschungsmomente sind unglaublich selten.
Nach dem Konzert steht Talib Kweli dann am Merchandise-Stand, an dem es den üblichen Ablauf gibt: CDs signieren, Shirts verkaufen und für Fotos ein wenig lächeln. Draußen regnet es und ich spüre das schlechte Gewissen in mir aufkommen, dass ich von diesem Gig einfach nicht enttäuscht sein darf. Ich bin es trotzdem.