The Rapture – Live am 9.9. auf dem Berlin Festival 2011

13.09.2011
Foto:Fabian Saul
The Rapture überzeugen mit ihrer Post-Punk-Disco jenseits der Genregrenzen und Frontman Luke Jenner schafft es durch sein Spiel mit der Abwesenheit auch die leisen Akzente zu setzen.

Es ist ein dichter, geradezu überschwänglicher Sound, den The Rapture freisetzen. Drums und Bass bilden eine groovende, pumpende Einheit, eine fein justierte Maschine die dabei noch fühlt, was sie tut. Darüber setzt Luke Jenner, an diesem Tag von der verantwortlichen Technik größtenteils um seinen Anteil am Sound betrogen, seine flirrenden Vocals, gibt dem Groove Songstrukturen, zerrt an ihm, bricht und formt ihn. Zusammengehalten wird das Ganze von Gabriel Andruzzis großartigen Key- und Saxophoneinlagen – einem Magier aus einer falschen Zeit (in diesem Fall wohl aus den 1980er Jahren) gleich, liefert er den sinnstiftenden Kitt bei The Rapture. Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrt so die zu Anfang der vergangenen Dekade als Pioniere des Post-Punk-Revivals ausgerufene Band mit Altbewährtem auf die Bühne zurück und doch sind da Veränderungen zu spüren. »In The Grace of Your Love«, ihr viertes, soeben bei DFA erschienenes Studioalbum, ist eine optimistische, mitreißende Platte, zugleich aber eine tiefe, undurchdringliche, lyrisch wohl Jenners leiseste, nachdenklichste. Und wenn man glaubt, dass es diesen Moment der Platte live auszusparen gilt, der irrt, denn The Rapture zeigen, dass es geht, vielmehr noch, dass es erst diese Kontraste sind, die zum einen die nötige Dynamik erzeugen und zum anderen der Band ein eigenes Profil jenseits des vielzitierten Dance-Punks, über die Post-Punk-Disco hinausweisend, geben. Luke Jenner löst dies über Abwesenheiten. Dort, wo solch eine treibende Dichte herrscht wie bei The Rapture, setzt die Leere umso stärkere Akzente. Mit einer sympathischen Gelassenheit gibt Jenner also sowohl der von den Verlusterfahrungen der vergangenen Jahren gespeisten Melancholie Raum um sie gleich wieder mit euphorischem Optimismus abzuschütteln, steht einmal seine Gitarre fest umschlungen auf den Boxen und beobachtet das Treiben unter sich als sei auch er nur Beobachter, verlässt die Bühne um wiederzukehren, schert sich nicht um die eigene Person, sondern sucht immer wieder die Lücken. Lücken, die es zu füllen gilt, und solche, die als Leerstelle belassen eben umso spannender sind.