Transforma, das sind Luke Bennett, Simon Krahl und Baris Hasselbach. 2001 treffen sie sich an der Kunsthochschule, Department: Experimentelle Medien. Die Gleichgesinnung führt noch weiter zurück, in die späten 1990er Jahre des Berlin-Elektro, als der Laptop im Club eine ungeheure Neuerung war. Künstlerisch wurde VJ-ing aber schnell uninteressant. Deshalb, so Krahl, hätten sich viele Videokünstler auf neue Ausdrucksformen konzentriert, wie auf Live-Sets auf der Bühne, bei denen sich Video und Musik verbinden ließen. Shitkatapult gilt für diese Tendenz als impulsgebend. Und Transforma touren mit Apparat (2007-2009), später mit Chloé (2010).
Anfangs nutzen sie dabei die Möglichkeit der digitalen Animation, ersetzen diese aber bald durch eine Videokamera. Mittels Realbildaufnahmen und deren Remixe erweitert sich das
Spektrum erheblich; darstellerische und filmische Komponenten rücken nach vorn. Neben Kollaborationen mit Musikern entstehen audiovisuelle Arbeiten wie »Operators« (2009) und »Asynthome« (2010), die entlang der Genregrenzen von Video, Installation und Performance gleiten und in denen oft alles, einschließlich des Sound, selbst gemacht ist. Dabei stellen sich Transforma eigentümliche Fragen wie: »Wie werden nichtbelebte Dinge zum Leben erweckt?« Und: »Wie absurd können Dinge noch animiert werden?« Da finden
sich bunte Beispiele, die eng an Herangehensweisen von Objekttheater und Zirkus orientiert sind: _»Ich kann ein Objekt entweder in einem Computerprogramm animieren oder es mir an den Kopf binden und so machen.« Krahl lacht und nickt energisch mit seinem Kopf. Obwohl das spielerische Experiment wichtig ist, unterliegen die Arbeiten aber einem Drehbuch und Konzept, wo Abläufe genau choreographiert und Schnitte scharf gesetzt sind. Schön ist die Verzahnung von beidem im tollen Musikvideo »Bang Out« für CLP (Chris de Luca und Phon.o). Dort ist auch erkennbar, dass Transforma ihre Arbeitsprozesse gern als performativen Akt offenlegen, denn: »Der Zuschauer soll das Bild herleiten können.« Mal hantieren sie dann, Wissenschaftlern gleich, im Labor mit Wasser, Erde und Glasscherben, mal verschieben sie handwerklich behandschuht Metallplatten und Leuchtquellen, mal geben sie maskierte Magier oder Freaks. Als Magier lassen sie sich zwar – wenn auch pseudodokumentarisch – auf die Hände schauen. Doch bewahren sie sich dennoch einen Satz Rätselhaftigkeit und Wahrnehmungswirren.Obwohl das spielerische Experiment wichtig ist, unterliegen die Arbeiten aber einem Drehbuch und Konzept, wo Abläufe genau choreographiert und Schnitte scharf gesetzt sind.
Referenzorte gibt es noch einige mehr – vornehmlich im Film oder auch Prä-Film, also in frühen Versuchen, bei denen statt des Inhaltes das Medium selbst verhandelt wurde: »In David Lynchs ›Mullholland Drive‹, wo dieser Zotteltyp hinter der Mülltonne vorkommt, ist man total geschockt und man hat diesen Schock in sich sitzen für die nächsten achtzig Minuten. Oder diese frühen Flickr-Experimente, wo man schwarz-weiße oder rot-grüne Frames in Rhythmen anordnete und ins Kino ging, um sich diesem Stroboskopisch-Physischen auszusetzen.« Ferner zitieren Transforma auch die poppig-surreale und verstörende Ästhetik in Manier eines Chris Cunningham. Ähnlich wie »Rubber Johnny« mittels Sichtgerät in der Nacht lokalisiert wird, blitzen in Transforma Filmen Details aus dem Dunkel auf. »Am Anfang steht immer der komplett schwarze Raum«, so Krahl, »da ist nichts – und dann gehen wir mit der Taschenlampe rein und leuchten etwas aus der Dunkelheit, diesem rohen Block, heraus.« Licht wird also benutzt, um wie ein Bildhauer eine Form zu modellieren und Narration in Gang zu setzen, doch auch um Effekte zu erzielen.
Transformas jüngste Arbeit, »Untitled« (2012), widmet sich dem Licht als Medium und dessen Mannigfaltigkeit und Verformung selbst, und ist derzeit auf der 3. Moskau Biennale für junge Kunst zu sehen. Dort wird klar, dass der Rahmen für das Kollektiv immer größer wird. Die Apparatur als Ganzes ist essentiell, das Bild als Resultat zweitrangig. So ist die Tendenz dann auch nach Krahl, »nicht näher ran zu zoomen, sondern sich eher immer weiter rückwärts von der eigenen Arbeit zu bewegen.«