Yasiin Bey (Mos Def) – Live am 18.4. in der Muffathalle in München

23.04.2013
Foto:Björn Bischoff
Seit 20 Jahren ist Mos Def ein HipHop-Künstler, der sich und gleichzeitig auch sein Genre immer wieder neu erfindet. In diesem Tagen tourt er unter seinem neu gewählten Künstlernamen Yasiin Bey durch Deutschland. Wir waren in München dabei.

Da stand er. Grinst. Yasiin Bey. Nicht Mos Def. Doch nach dem hatten vor ein paar Minuten noch alle gerufen, weil er sich zwei Stunden Zeit ließ, um auf die Bühne zu kommen. Packte die Vorband ihre Sachen noch flott zusammen, weil es ja schon bald volle Stunde und damit 21 Uhr sein würde, ließ sich Yasiin Bey Zeit. Warum? Keine Ahnung. Darüber verlor an diesem Abend nie jemand ein Wort. Machte auch nichts, als dieser Typ in weißen Hosen mit weißem Shirt vor der Menge auftauchte. Bey grinste breit, mit seinem eigenen Mikrofon in der Hand, was er für die nächsten knapp eineinhalb Stunden nicht mehr aus der Hand legen würde. Ein Retroinstrument, das er selbst ans entsprechende Kabel stöpselte und das beim Auftritt sein halbes Gesicht verdeckte, dessen andere Hälfte für die ersten Tracks auch eine Cap schützte. Doch trotzdem kam dahinter bereits nach den ersten Songs hervor, dass Yasiin Bey ein beeindruckender Performer ist. Er liebt diesen Scheiß, keine Frage. Wie er in »Supermagic« einstieg, das war die Anwesenheit an diesem Abend alleine wert. Tracks von seinen frühen Alben, als er noch Mos Def war, und neue Songs, die jetzt Yasiin Bey macht, standen auf dem Set – »Umi Says« und »Mathematics« neben »Casay Bey«. Die Umbenennung hatte vermutlich tatsächlich nur persönliche Gründe. Denn Bey beherrschte in der Muffathalle das gleiche Spiel, das Mos Def so lange geprägt hat. Dadurch dass die Instrumentals allerdings ein DJ lieferte, fehlte vielleicht der letzte Druck im Set. Eingespielte Bläser kommen eben nie so geil wie eine kleine Brass-Sektion auf der Bühne. »Turn on the red lights, only the red light«, rief Bey immer wieder zum Lichtmann, sodass einem das Cover vor »The Ecstatic« vor Augen stand.

«Die Umbenennung hatte vermutlich tatsächlich nur persönliche Gründe. Denn Bey beherrschte in der Muffathalle das gleiche Spiel, das Mos Def so lange geprägt hat.«

Der Mann taute mehr und mehr auf, tänzelte, schwingt sein Mikro über den Kopf. Schon als Mos Def hatte sich Bey ja schon davon verabschiedet, den klassischen EmCee zu geben. Statt Rap gab es Gesang. Irgendwann flog ein Becher auf Yasiin Bey. Das Licht wurde heller und er schaute in die Menge. Wirklich? Jetzt echt? »The difference between me and you is, that I don’t hide«, sagte Bey dazu und wünschte dem Werfer trotzdem noch alles Gute im Leben. Denn nur Liebe und kein Hass und die Welt verbessern, alles schon einmal gehört, aber Bey meinte das ernst. Völlig aufrichtig und von Herzen. Nach knapp eineinhalb Stunden verabschiedete sich Bey. Grinsend. Schüttelte Hände im Publikum und erfüllte noch einen Songwunsch. Doch so wirklich schlau ließ einen dieser Abend nicht zurück. Da war noch ein wenig Luft nach oben. Das war unverkennbar immerhin ein Konzert von Mos Def, der sogar »Leaving On A Jet Plane« lieferte – und das in einer der vielleicht charmantesten Versionen aller Zeiten. Guter Abend auf jeden Fall und die Botschaft kam an, doch vielleicht können Legende keine legendären Abende aus dem Ärmel schütteln. Nicht Mos Def. Und auch nicht Yasiin Bey.